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stark zerklüfteten, auf den Schichtflächen unebenen, knauerartigen, harten, fleischrothen, kalkicht-thonigen Steinmergels.

In einer dieser Mergelschichten bei Degerloch und zwar etwa in einem Niveau von 2/3 der Mächtigkeit der ganzen Mergelgruppe von der Sohle an, wurden zwei kolossale Skelette des Belodon Plieningeri H. v. M. in ziemlicher Vollständigkeit – nur die Schädel fehlen – aufgefunden, eines Sauriers, welcher sich durch seine colossalen Grabklauen und seine massigen, relativ sehr hohen Beine als einen Bewohner der Dünen- oder Delta-artigen Sand- und Schlammrücken der Keuperformation ankündigt[1].

Der Lias bildet mit seinen untersten Gliedern die Kuppen der höchsten Punkte in dem Bezirke: des Frauenkopfs, des Bopsers, der Höhe von Degerloch und des Hasenberges (Birkenkopf).

Unmittelbar auf der vorhin erwähnten rothen Keuper-Mergelbank lagert bei Degerloch (wie auch bei Kemnath, Echterdingen, Nellingen, Obertürkheim, Bebenhausen u. a. O.) ohne allen Übergang eine etwa 2–3′ mächtige gelbgraue Mergelschichte auf, welche durch einzelne Cidaritenstacheln und Glieder von Pentacrinites subangularis sich schon als eine Meeresablagerung ankündigt. Auf diesem grauen Liasmergel lagert eine 1–3″ mächtige gold- oder ockergelbe, fette Thonschichte auf, welche die Sohle eines bei Degerloch 1–4″ mächtigen (an den übrigen vorhin genannten Orten etliche Zoll bis 4 Fuß mächtigen) feinkörnigen Sandsteins (Liassandsteins) bildet.

Auf der unteren Schichtfläche dieses bei Degerloch stark (in 1/2 Quadratzoll bis 1/8 Quadratfuß große Stücke) zerklüfteten, sich häufig auskeilenden, plattenförmigen Sandsteins (an den übrigen genannten Fundorten auch innerhalb des mächtigeren Sandsteins) findet sich nesterweise eine Anhäufung von organischen Resten, welche einzeln auch den Sandstein selbst durchdringen und, wiewohl seltener, auch auf der oberen Schichtfläche auflagern. Die Anhäufungen auf der unteren Schichtfläche bilden, wo sie besonders mächtig anlagern, eine lose Masse, in welcher die organischen Reste überwiegen und Sandkörner nur untergeordnet vorkommen; an anderen Stellen sind sie mehr oder weniger, wie auch der plattenförmige, oft schieferig gespaltene Sandstein selbst, durch ein kieslichtes Bindemittel cementirt.

Diese Knochenbreccie (Knochenlager, bone-bed) wurde, da sie die Formations-, wie die Grenze der Flora und Fauna zwischen dem Keuper und dem Lias bezeichnet, „Grenz-Breccie“ genannt[2].


  1. Vergl. württemb. naturwiss. Jahreshefte, Jahrg. 8, Heft 3.
  2. Vergl. Beiträge zur Paläontologie Württembergs, S. 103 fg.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0051.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)