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Mergel weiter durchsetzt von einer 2–3 Zoll mächtigen, plattenförmigen, gelblich-grauen Schichte eines thonigen Kalks, welcher zarte Abdrücke von Chondrites filiformis einschließt. In etwa 6′ höherem Niveau folgt ein zweites Muschelconglomerat in einer etwa 1/2′ mächtigen grauröthlichen Kalksteinbank, welche eine Masse mit Kalkspath ausgefüllter Schalthiere einschließt, unter denen Thalassites concinnus, Monotis inaequivalvis und Pecten glaber vorwiegen. Endlich folgt in etwa 4–5′ höherem Niveau der Gryphytenkalk mit Gryphaea arcuata und einem Netz von Stämmen und Verästelungen von Chondrites divaricatus auf der unteren Schichtfläche.

Auf der Höhe des Hasenbergs fand sich die Grenzbreccie bis jetzt nicht, dagegen lagert der gelbgraue Liasmergel in etwa 15′ Mächtigkeit auf dem rothen Keupermergel auf, und bildet die Kuppe des Birkenkopfs. Der Nagelkalk ist durch eine etliche Linien mächtige Schichte vertreten und auf von Pflanzenwuchs entblösten Stellen finden sich ausgewaschen eine kleine Nucula und Bruten von Ammoniten.

Auf der Höhe des Bopsers oberhalb des Brünnele links von dem Waldweg nach Ruith findet man im Walde einen blaugrauen, ziemlich harten Liasmergel in verlassenen Lettengruben der Töpfer anstehend, welcher von Schnüren und Einsprengungen von Schwefelblei durchzogen ist. Ohne Zweifel war es dieselbe Schichte, in welcher 1460 unter Graf Ulrich und später unter Herzog Friedrich I. von Württemberg Schürfungen auf Silber und Blei versucht worden sind.

Auf der Höhe des Frauenkopfs steht ein gelbröthlicher Liassandstein zu Tage, in welchem bis jetzt keine Spur von der Knochenbreccie gefunden wurde.

8. Flora.

Der Markungsbezirk ist allzu wenig ausgedehnt, um besondere, ihm eigenthümliche Pflanzen aufzuweisen. Wird der Umkreis größer, bis über die Grenzen der benachbarten Bezirke angenommen, so ist die Zahl der Phänogamen, welche in der zuletzt erschienenen Localflora[1] aufgeführt sind, etwas mehr als 800 Arten, wovon jedoch sehr viele der Stadtmarkung nicht angehören. Dennoch läßt sich eine Eigenthümlichkeit anführen: daß nämlich die dem wärmeren Theile des Landes (dem Unterlande) angehörigen Pflanzen bei Stuttgart ihre Grenze gegen den höher gelegenen südlichen Theil des Landes finden, wie Andropogon ischaemon, Festuca myurus, Peucedanum officinale, Potentilla argentea, Coronopus depressus, Lepidium ruderale; während manche einer größeren Meereshöhe


  1. Stuttgarter Floren erschienen: von Simon Kerner 1786, Prof. Zenneck 1822, Ed. Schmidlin 1832.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0054.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)