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Nicht leicht zu erklären wäre dagegen die Thatsache, daß die Zahl der Todtgeborenen trotz der verbesserten Medicinalanstalten stets zunimmt, wenn nicht nach ziemlich allgemeinen Erfahrungen anzunehmen wäre, daß dieselbe fast überall mit der Vervollständigung der Listen sich vergrößert. Die weitere Thatsache, daß bei den Anwesenden noch mehr Todtgeborene vorkommen, dürfte aus dem Überwiegen der Unehelichen bei jenen, aus der Verheimlichung der Schwangerschaften etc. zu erklären sein; deren Verhältniß war 1812–1822 = 1:19,1, 1847 = 1:15,3, 1847–1850 = 1:16, 1852 = 1:17, 1853 = 1:14[1]. 1

f. Das Verhältniß der ehelich Geborenen zu den unehelich Geborenen bietet eine höchst auffallende Verschiedenheit, je nachdem die Angehörigen oder die Anwesenden betrachtet werden. Geschieht das Erstere, so ist, da 1812–1822 125,7, 1842–1852 aber 99,6 Uneheliche geboren wurden, die Proportion beziehungsweise 1:7,35 und 1:13,41. Sie hätte sich also namhaft gebessert und überträfe die des ganzen Landes mit 1:8,6 in der Periode von 1832–1842. Bei den Anwesenden dagegen verhielten sich die unehelichen zu den ehelichen Geburten 1847 = 1:2,9, 1847–1850 sogar = 1:2,5, d. h. unter 5 Kindern waren 2 unehelich geborene. Es kommt aber hierbei sehr in Betracht, daß unter diesen Ziffern auch die in dem 1828 eröffneten Gebärhaus geborenen Kinder begriffen sind, welche zu etwa 1/3 von fremden Müttern geboren werden, die sich blos zum Zwecke ihrer Entbindung hier aufhielten[2]. Von den 1847 geborenen 340 Unehelichen fallen daher nur 227 auf die eigentlich anwesenden Einwohner; bei 1358 Gesammtgeburten ändert sich also die Proportion von 1:2,9 auf = 4,4 ab, und erscheint dieselbe gegenüber von anderen größeren Städten[3] nicht als beunruhigend, obwohl auch bei uns im Laufe der Zeit eine


  1. In Berlin bessert es sich: 1785–1821 = 1:19,5, 1842 = 1:23,37, 1852 = 1:25. Hamburg 1820–1827 = 1:16. Leipzig = 1:17,7. Paris 1804–14 = 1:22,1.
  2. Von den im Etatsjahre 1853–1854 in dasselbe aufgenommenen 378 Frauenspersonen haben sich 256 in Stuttgart aufgehalten und 122, die von auswärts gekommen, nur behufs ihrer Entbindung Aufnahme gefunden.
  3. In Berlin 1849 = 1:5,4, 1851 = 1:5,57, 1852 = 1:6,93. Königsberg = 1:3,5. Wien 1839–47 = 1:2,07, 1848 = 1:1. Grätz 1839–1847 = 1:1,6 (Hain). München manchmal = 1:1. Dresden 1832–1839 = 1:4,6, 1849 = 1:3,6. Hannover 1852 = 1:4. Frankfurt a. M. 1822–46 = 1:6,6, Hamburg 1826–1835 = 1:5, Bremen 1852 = 1:7,4. Lübeck 1852 = 1:5,1. Paris 1817–1823 = 1:1,7, 1841–1850 = 1:3. London 1845–1847 = 1:3,8. Brüssel 1841–1850 = 1:3. Haag 1850 = 1:9. Amsterdam 1850 = 1:11 (Horn, Studien).
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0068.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)