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gemeinschaftlichen Jahresbeitrage von 8 fl. ist 5–600. Im Jahr 1853 war die ständige Einnahme 4500 fl.; das Vermögen bestand an Gebäuden im Brandvers.-Anschlage 51.000 fl., einem nächst der Silberburg angekauften Gesellschaftsgarten und einem zu 8000 fl. versicherten Mobiliar; die Schuldensumme in 70.000 fl. Die Zahl der Zeitschriften ist 40; die Bibliothek enthält etwa 700 Bände. Die Sommer- und Winter-Unterhaltungen kommen mit den zuvor erwähnten nahezu überein. Das Gesellschaftshaus enthält einen sehr schönen Saal. – Die 1822 von Hofsängern gegründete, aus 25 Mitgliedern bestehende Concordia sucht das gesellige Vergnügen zu fördern und gibt kleine theatralische Vorstellungen zu wohlthätigen Zwecken. – Dasselbe ist der Fall mit der aus jungen Leuten aus dem Handels- und Gewerbe-Stande bestehenden Thalia und mit dem 1851 von einer Anzahl Beamten gestifteten Hirschkranze, welcher 86 Mitglieder mit 3 fl. Jahresbeitrag zählt. Außer diesen sind noch einige andere gesellige Vereine vorhanden, welche sich jedoch gegen Nichtmitglieder strenge abschließen. Auch im Übrigen herrscht das Ausschließungsprincip noch um Vieles stärker, als es die Bildungsstufe der Zeit rechtfertigt. Außerdem besuchen die Stuttgarter die in neueren Zeiten entstandenen, meist recht hübsch gelegenen Biergärten, wo sich bei guten Militärmusiken auch das schöne Geschlecht einfindet. Hier geben auch zuweilen die in einem späteren Abschnitte zu erwähnenden musikalischen Vereine geschätzte Productionen. Einer der lieblichsten Vergnügungsorte, die schon erwähnte Silberburg, ist am Tage des von dem Liederkranz gegründeten Schillerfestes, das seit 1825 die Gebildeten als Frühlingsfest begehen, dem größeren Publikum geöffnet. Die rührend schönen Maienfeste der Schuljugend in der einst so schattigen Stadtallee haben nun modernere Formen angenommen. – Die so große Lust unserer Vorfahren am Scheibenschießen hat sich längst verringert, seit Wehr und Waffen nicht mehr zur Rüstung des Bürgers gehören. Wie an den unten zu erwähnenden fürstlichen Schießen die Bürger sich betheiligten, so nahmen auch die Fürsten an den Schießen der Bürger Theil. Die schon im fünfzehnten Jahrhundert erwähnte Stahl- und Armbrust-Gesellschaft und die 1500 errichtete Gesellschaft der Büchsenschützen hielten z. B. am 10. August 1501 hier ein großes Schießen, wobei mit der Armbrust auf 315′, und mit der Büchse auf 660′ Entfernung geschossen wurde, und so viele Schützen aus Bayern, Franken, Rheinland, Schweiz und Tyrol erschienen, daß sie bei den Bürgern einquartiert und selbst die entferntesten Ämter zu Lieferung von Lebensmitteln angewiesen werden mußten. Herzog Ulrich selbst mit seinen Hofjunkern schoß mit.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0097.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)