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Kelter“ bekannte, 1599 umgebaute Futterhaus, 1813 von Thonret zu einem Theater und Redoutengebäude mit einem einfachen aber schönen, zuletzt zu Concerten und Ausstellungen dienenden Saal eingerichtet[1], hinter welchem sich der erste botanische Garten befand. Weiter aufwärts stand die Wohnung des Hofmarschalls und nicht weit davon das sogenannte Thumb’sche oder Marschallen-Haus, durch Herzog Ulrich 1505 von Hans Gaisberger erkauft und seinem Hofmarschall Conrad Thumb geschenkt. Es kam 1748 bleibend an Württemberg zurück und diente zur Aufnahme fürstlicher Personen. An der Stelle dieses „Fürstenhauses“ mit anstoßender Gewölbsverwaltung etc. wurde 1846 das Kronprinzliche Palais erbaut. Gegenüber, nächst dem Tunzhofer Thor, lag die Wohnung des Landhofmeisters, welche 1403 der Gräfin Antonia, Gemahlin Graf Eberhards des Milden, gehörte. Zunächst derselben wurde von 1605 bis 1677 das sogenannte Commishaus erbaut und zur Beherbergung fremder Gesandten benützt. Herzog Eberhard Ludwig ließ es 1710 mit Pilastern und Gesimsen in italienischem Style verzieren und bestimmte es zur Wohnung seines Erbprinzen. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts befanden sich die Canzleien des hiesigen Kirchenrathes in diesem Gebäude. Der nun sogenannte Prinzenbau dient gegenwärtig dem Prinzen Friederich zur Wohnung. Der 250′ lange und 70′ breite Keller enthielt 1736 ein Faß von 150 Eimern mit Bildhauer-Arbeit, und ein Ovalfaß ohne Reife, worin viererlei Weine lagen. – Das oben erwähnte Brunnenhaus im Schlosse ließ Herzog Christoph 1560 auf den großen Graben auf dem Turnieracker, gegenüber der Stockwette (einer Pferdeschwemme), versetzen und zur Wohnung für seinen Erb-Prinzen einrichten. Später diente dieses „Stock“ genannte Gebäude zur Wohnung verschiedener Beamten. In dem daneben gelegenen Garten wurde 1578 der steinerne Fruchtkasten der Stiftungs-Verwaltung, nebst Bindhaus und Kelter und einem 150′ langen und 60′ breiten Keller erbaut. Beide Häuser, nebst dem zwischen ihnen auf der Ecke gelegenen Gebäude der Stiftungsverwaltung wurden 1806 einigen Staatsbehörden eingeräumt und von 1834 bis 1838 zu dem jetzigen Canzleigebäude umgebaut. – Alle diese Gebäude, nebst dem Lustgarten, lagen innerhalb des Burgfriedens, dessen Bruch mit besondern Strafen bedroht war. Über dessen Umfang vergl. Regierungsblatt 1807 S. 82 und 1818 S. 349. 1


  1. Jetzt mit anstoßenden zwei Gebäuden abgebrochen, um einem auf Königliche Kosten zu erbauenden Saale zu Concerten u. dgl. Platz zu machen.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)