Seite:OAStuttgartStadt0129.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der übrige Theil der alten Stadt war nicht größer, als der Burgfrieden. Die Häuser in den engen krummen Gassen standen ganz nahe beisammen, besonders dicht, theilweise noch bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts, um das Schloß und die Stifts-Kirche her. Zu den ältesten Gebäuden sind die bei der unten zu beschreibenden Stiftskirche gelegenen beiden „Steinhäuser“ zu zählen. Das alte Steinhaus, hinter der Kirche, an der Stadtmauer, soll das ursprüngliche Stutenhaus gewesen sein und gehörte bis 1453 der Herrschaft. Das neue Steinhaus, der Kirche gegenüber, diente seit 1467 als Wohnung des Propstes. Die alte Propstei lag hinter der Kirche, neben dem herrschaftlich-steinernen Fruchtkasten und Kelter, in dessen Nähe auch die Wohnungen der Stiftsherren gestanden haben mögen, war mit der Kirche durch einen Gang verbunden und als Besitzthum der Edelleute von Kaltenthal von dem Propste Marquard aus dieser Familie 1321 dem Stifte geschenkt worden. Die ersterwähnte neue Propstei wurde 1688 zur Wohnung von höheren und fürstlichen Personen bestimmt, weßwegen es „das Schlößlein“ hieß, und 1761 an Privaten verkauft. Zwischen den Pfeilern des Chors der Stiftskirche stand vor der Reformation der Palmesel. Später, bis 1788 befanden sich daselbst einige vom Armenkasten verliehene Buden und Werkstätten und, der Canzlei gegenüber, die erst 1794 abgebrochene Schloßwache. Aus den ältesten Zeiten stammen auch das Gasthaus zum Adler (1335 abgebrannt) und die beiden Eckhäuser mit Erkern unten an der Schulstraße, in welcher die erste Schule und (1452) die Vogtei lagen. In dieser stand auch das 1439 an einen Privaten verkaufte herrschaftliche Haus des Küchenmeisters. Die Münze lag ursprünglich hinter dem Marstall, nicht ferne von dem städtischen Harnischhause, wurde aber um 1450 in die nun sog. Münzgasse oder finstere Münze verlegt und kam später in das in neuester Zeit abgebrochene Bergraths-Gebäude auf dem Dorotheen-Platze, welches 1737 dem Juden Süß Oppenheimer gehörte. Neben diesem ward 1787 die Oberamtei, jetzt Sitz des Ministeriums des Innern, erbaut. Auf demselben Platze stand das Gasthaus zum Bären. Beinahe mitten auf dem bereits 1304 erwähnten Marktplatze (Forum), dem Rathhause gegenüber, bei dem schon 1447 genannten Marktbrunnen, stand das Herrenhaus, 1431/2′ lang und 58′ breit, von Graf Ludwig auf der Stelle eines älteren städtischen Kaufhauses 1435 zu bauen angefangen und von Ulrich dem Vielgeliebten, dessen Steinbild mit der Reichssturmfahne einen Erker zierte, vollendet. Zur ebenen Erde waren die Fruchtschranne und die Fleisch- und Brod-Lauben; im zweiten Stocke, zu welchem eine Freitreppe führte, boten zu

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)