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der Reformation zu einer Schule eingerichtet wurde. In dem der Eßlinger Vorstadt zugekehrten Stadtgraben lag das städtische Armbrusterhaus mit dem Armbrust-Zwinger oder Schieß-Platz, das erst bei dem Bau des neuen Schul-Gebäudes abgebrochen worden ist, nachdem es lange als Schul-Haus („Krähen-Schule“) gedient hatte, und eine vom Nesenbach getriebene herrschaftliche Mühle, die noch 1455 verliehen wurde. 1

Die Stadt war mit Mauern, die noch 1575 bedeckte Umgänge für die Vertheidiger hatten, bald darauf aber mit Häusern besetzt wurden, mit Thürmen und Gräben mindestens seit 1286 wohl verwahrt und befestigt; wie sie denn auch in Urkunden von 1321 und 1361 ausdrücklich Vestung genannt wird. Die Kosten trug theils die Herrschaft, theils diese und die Stadt allein oder (wie beim Bau der Mauern) in Gemeinschaft mit dem Amte. Thore waren ursprünglich nur drei: das schon 1350 genannte (innere) Eßlinger Thor, 1566 von Stein wieder erbaut, in der jetzigen Markt-Straße, an dem 1631 theilweise auf der Stadtmauer gestandenen Gasthaus zum Becher; sodann das 1393 erstmals erwähnte, 1575 letztmals umgebaute Canzlei-Thor, da, wo jetzt der Durchgang durch den Prinzenbau ist; und das gleichfalls 1393 erstmals genannte, 1565 umgebaute, obere Thor, oben in der jetzigen breiten Straße. Neuer sind: das 1464 in der Nähe des jetzigen Waisenhauses erbaute Ledergerber-Thörlen, hauptsächlich als Einlaß für die Gerber bestimmt und wahrscheinlich gleichbedeutend mit dem Waisenhaus-Thörlen; das 1476 zur Verbindung mit dem Prediger-Kloster erbaute kleine oder Schul-Thörlen oben in der Schulgasse, das seit seiner Vergrößerung im Jahr 1535 das neue Thor hieß. Auf seinem Thurme wohnte bis 1496 der Thurmbläser, welcher die Ein- und Aus-Reitenden mit gewissen Signalen verkündigen mußte; auch brachten hier die zum Tode verurtheilten Missethäter ihre letzten Tage zu. Das untere Thor, oben in der Stifts-Straße, wurde 1582 erbaut und anfänglich nur eine hölzerne bedeckte Brücke, „die Kirchenbrücke“ über den Graben geschlagen, die erst 1605 durch eine steinerne ersetzt ward. Das kleine Thor am Ilgen-Platz wurde 1600 bei einer ausgebrochenen Seuche angelegt und die steinerne Brücke über den Graben, unter der noch vor 25 Jahren Schlosser und Nagelschmiede ihre Werkstätten hatten, 1762 erbaut. Das Thor hieß auch Hammel-Thörlen und der Stadtgraben hier „im Hammel“, weiter oben aber der Schuhgraben. Die Neben-Thore: das Falken- und Pfister-Thörlen sind S. 117 erwähnt. Jedes Thor theilte sich ab in ein inneres und ein jenseits des Grabens gelegenes äußeres Thor, und war

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0131.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)