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Tunzhofer- oder Siechen-Thor, das ursprünglich bei dem Gasthaus zum grünen Baum da in der jetzigen Königs-Straße stand, wo sich diese mit der Schloß-Straße kreuzt, bis 1807 am Ende der neuangelegten Königs-Straße das „Königs-Thor“ erbaut wurde; das 1575 neu gebaute untere See- oder See-Gassen-Thor, bei dem jetzt dem Catharinenstift eingeräumten Gebäude in der Friedrichs-Straße; diesem Thor zunächst stand noch bis 1811 die 1717 erbaute städtische Ziegelei; das Sebastians- oder Büchsen-Thor nächst dem ehemaligen Schießhause, 1748 neu erbaut und 1855 abgetragen; das obere See-Thor auf dem Bollwerk, am Ende der jetzigen Garten-Straße, das bei Trockenlegung des oberen Sees einging; das Reinsburger oder, wie es auch wegen eines noch 1522 dabei gestandenen rothangestrichenen Heiligenbildes hieß, das Rothebild-Thor zwischen der jetzigen Infanterie-Kaserne und der Paulinen-Straße, und das 1564 erbaute Seel-Thor am südwestlichen Ende der Legions-Kaserne in der Tübinger Straße. Ein kleines, 1569 geschlossenes Neben-Thor führte zu dem am unteren See gelegenen Waschhause. Auch mehrere der Hauptthore waren mit jenseits des Grabens gelegenen Außen-Thoren versehen. Außer den Thor-Thürmen hatten die Vorstadt-Mauern noch 15 Thürme, wovon genannt werden: 1464 der Lederthurm in der Eßlinger Vorstadt; 1451 der weiße Thurm, in welchem der Nachrichter wohnte, an dem jetzigen Wilhelms-Platz; der Schellen-Thurm, worin die zu öffentlichen Arbeiten Verurtheilten, die sogenannten Schellenwerker, verwahrt wurden, zwischen dem Seel- und Hauptstätter-Thor; der Waag- oder nachmalige Peinlichfrag-Thurm, worin die Peinlichbeschuldigten gefoltert wurden, zwischen dem Seel- und Rothebild-Thor; und der außerordentlich starke Pulver-Thurm zwischen dem Rothebild- und Büchsen-Thor, beide 1564 erbaut und erst 1818 abgebrochen. So umkreisten die Vorstädte, welche zusammen einen beinahe dreimal größeren Raum, als die alte Stadt umfaßten, diese ringsum, mit Ausnahme der östlichen Seite, wo, wie schon erwähnt, das von dem Lustgarten begrenzte Schloß lag. Nach einer ums Jahr 1620 gemachten Aufnahme H. Schickhardts hatte die Stadt mit den Vorstädten 15.400′ im Umfange. Im Jahr 1589 zählte sie 1288 Privat-Gebäude, wovon 496 auf die innere, 440 auf die obere und 352 auf die Eßlinger Vorstadt kamen. 1

Zum Schutz gegen Feindes-Gefahr und Feuersnoth dienten einige der Turnier-Acker-Vorstadt nördlich sich anschließende, der Herrschaft gehörige, mit Fischen besetzte Seen, die der „Seemeister“ zu beaufsichtigen hatte. (Vergl. S. 17.) Vor dem schon erwähnten Bollwerk war namentlich der schon 1304 genannte, 9 Morgen

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)