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der zwischen den Streben der Schiffe angeordneten Capellen in die Mauer eingelassen ist. (Abgebildet in den Jahresheften des w. Alterthums-Vereins.) Von den figürlichen Darstellungen der letzteren ist indessen nur noch das Bildwerk der mittleren erhalten. In derselben steht Christus als Weltrichter, mit der Rechten einladend, mit der abgewandten Linken abwehrend. Den um seine Schultern befestigten Mantel halten Engel, deren Flügel eine Art Glorie um das Haupt des Erlösers bilden, ausgebreitet, und es erscheinen zu beiden Seiten, wie unter seinen Schirm sich flüchtend und für alle Erdennöthen die allerbarmende Liebe anflehend, knieend in Verehrung die vierzehn Nothhelfer. In der Predella darunter sieht man die sieben klugen und sieben thörichten Jungfrauen, jene von einem knieenden und betenden Engel begleitet, diese von einem Dämon angegrinst. 1

Von den Grabmonumenten, deren die Kirche eine außerordentlich große Menge besaß[1], verdienen noch erwähnt zu werden: das Standbild eines geharnischten Ritters auf einem Löwen stehend, den Helm zu seinen Füßen, an der östlichen Wand der Thurmcapelle. Die Umschrift der ornamentirten Gedächtnißtafel, vor der die Statue steht, nennt den „Anno 1562 den 15. Martii gestorbenen Hannß Herter, von vnnd zue Herteneckh, Fürstl. Württ. Hauß-Hoffmeister, vnnd Obervogt zue Sultz.“ Diesem Denkmal gegenüber ist in die Wand ein Monument aus rothem Marmor eingemauert, das den Ritter St. Georg im Costüm der Zeit, den Lindwurm zu seinen Füßen, rechts den betenden Donator, Dr. Georg Hartsesser (Dekan des Stifts 1490–1510), links Christus mit erhobener Rechten, darstellt. Künstlerisch weit interessanter als dieses ist das Denkmal des Dr. Ludwig Vergenhans (bei Heideloff abgebildet S. 24), der, ein Bruder des berühmten Nauclerus, 1481–1512 Propst des Stifts war. Dasselbe ist in der von ihm selbst erbauten Capelle in die westliche Wand eingemauert und ebenfalls aus rothem Marmor gemeiselt. Es stellt den Verstorbenen in einer zierlichen, aus gothischem Ast-, Ranken- und Blatt-Werk gebildeten, laubeartigen Nische in Lebensgröße und im Meßgewand dar. In einer andern Capelle sieht man ein Epitaphium mit einer schönen Reliefdarstellung der Mutter Gottes im Strahlenglanze unter einem aus gothischem Pflanzen-Ornament


  1. J. H. Tiedemann und J. F. Merkel, Beschreibung der Fürstlichen Denkmale und Grabschriften in der Stiftskirche und der darin befindlichen Gruft etc., Stuttg. 1798.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0185.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)