Seite:OAStuttgartStadt0221.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von selteneren Holzarten nennen wir außer den theilweise schon angeführten die Korkulme (Ulmus suberosa), welche in neuerer Zeit unten an den Kaltenthaler Wasserfällen angepflanzt wurde, den Bohnenbaum (Cytisus laburnum) auf den Birkenkopf. Der Gaisklee (Cytisus nigricans) kommt im Burgstall und am Bopser nicht selten vor, die Besenpfrieme (Spartium scoparium) an der neuen Steige, das wilde Gaisblatt (Lonicera Peryclymenum) auf dem Bopser, der haarige Ginster (Genista pilosa) nur in einem Exemplar in dem Staatswald Wernhalde. Sonst kommen noch alle Straucharten vor, die in gemischten Waldungen getroffen werden. Das Pulverholz (Rhamnus frangula), welches früher, namentlich in dem Armenkastenwald sich häufig zeigte, verschwindet täglich mehr.

Die Hochwaldwirthschaft in einem Umtrieb für die Forche von 68–80, für die Buche und Fichte von 80–100 Jahren ist für die Staats-Waldungen durchgängig, bei den Stadtwaldungen aber nur zu 2/3 eingeführt, das weitere 1/3 wird als Mittelwald mit 20–30 jährigem Umtrieb bewirthschaftet; der kürzere Turnus mit zwanzig Jahren ist für diejenigen Waldtheile, welche zu Eichenschälwaldungen bestimmt sind, gewählt worden. Die Verjüngung geschieht bei den Buchen meist auf natürlichem Wege mit rasch folgender, auf humusarmen Stellen sogar mit vorausgehender künstlicher Nachhilfe; bei den Nadelhölzern war bisher die künstliche Cultur in Anwendung.

Größere unbestockte, zum Waldareal gehörige Flächen, sind nicht mehr vorhanden; die Cultur hat demnach nur Nachbesserungen in den schon vorhandenen Beständen, mittelst Auspflanzung von holzlosen Stellen, Stumpenlöchern u. s. w., zum Gegenstand.

Die für den Culturbetrieb nöthigen Pflanzen werden in Pflanzschulen nachgezogen, wie denn die Stadt-Gemeinde Stuttgart selbst vier besitzt, aus denen nicht nur die Pflanzen für den eigenen Bedarf bezogen, sondern auch noch viele nach Außen verkauft werden.

Im Allgemeinen wird sowohl von Seiten der Staats-Forst-Verwaltung als von der Stadt-Gemeinde Alles gethan, die Holzzucht durch rationelle Bewirthschaftung zu verbessern, wie denn die Stadtwaldungen seit dem Jahr 1829 nach einem regelmäßigen Betriebsplan bewirthschaftet werden und seit 1847 ein geprüfter Techniker angestellt ist, um den Betrieb zu leiten und das Schutzpersonal zu beaufsichtigen.

Bei dem für den Bedarf der dichten Bevölkerung unzureichenden Wald-Erzeugnisse stehen ungeachtet der starken Beifuhr von Außen die örtlichen Holzpreise sehr hoch, und von den Marktpreisen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)