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– Der seit 1845 zum Hof-Baumeister ernannte Architekt Ludw. v. Zanth, bekannt durch das mit J. Hittorf herausgegebene Prachtwerk über die Architectur Siciliens, erbaute die prachtvolle maurische Wilhelma mit dem Theater bei Canstatt. Neben ihm ist Hof-Baumeister Joh. Mich. Knapp (geb. in Stuttgart 1793) thätig, ein durch sein mit Gutensohn herausgegebenes Werk über die ältesten christlichen Kirchen und Basiliken Roms in weiten Kreisen bekannt gewordener Architect, der verschiedene Privat-Gebäude errichtete und den Bau der Jubiläums-Säule nach seinen Zeichnungen und Entwürfen leitete. – Die architectonische Thätigkeit des noch aus der hohen Carls-Schule stammenden, in Frankreich und Italien gebildeten Ober-Bauraths v. Fischer, Sohn des Obenerwähnten (geb. 1784), gehört zwar nicht gerade Stuttgart an; er trug jedoch als Vorstand der polytechnischen Schule von 1834–1852 ungemein viel zum Aufblühen dieses ausgezeichneten Instituts bei, aus welcher schon so viele tüchtige Architecten hervorgegangen sind. – Eine bedeutende Wirksamkeit im Hochbaufache während der letzten Jahrzehende entfaltete Ober-Baurath v. Groß, in Stuttgart 1782 geboren und in Paris gebildet, von welchem nicht nur die Pläne verschiedener bürgerlichen Gebäude entworfen, sondern auch die Staats-Bauten der neuen Kanzlei an der Königs-Straße, der Münze, der Real-Schule, des Stadtgerichts etc. geleitet wurden. – In sämmtlichen Bau-Fächern war seit einer Reihe von Jahren Ober-Baurath Fr. v. Gaab thätig, der, nach seiner Ausbildung in Italien, verschiedene Straßen-Bauten, Flußcorrectionen, mehrere Brücken (worunter die große Eisenbahn-Brücke über die Donau bei Ulm), mehrere Wohnhäuser zu Stuttgart und den Bau der neuen Infanterie-Kaserne daselbst ausführte; seine neuesten Bauten sind: das Kronprinzliche Palais und die gothische Kirche zu Berg. – Professor J. M. v. Mauch (geb. zu Ulm 1792), bildete sich in München, Berlin und Italien. Er wurde 1839 als Professor der Ornamentik, monumentalen Baukunst und deren Geschichte an der polytechnischen Schule angestellt, ist Erbauer der neuen Reiter-Kaserne und hat auch im artistisch-literarischen Fache einen Namen erworben. – Ebenfalls als Lehrer an der polytechnischen Schule für die Civil-Baukunst und Bauconstructions-Lehre, sowie als ausübender Architect und Schriftsteller in seinem Fache ist Professor G. A. Breymann (geb. 1807) wirksam. – Ober-Baurath Carl v. Etzel, (geb. in Stuttgart 1812), der theils unter der Leitung Thourets, theils unter der seines Vaters, des Ober-Baurath v. Etzel (S. 110), die Baukunst studirte, und bei einem längeren Aufenthalt in Paris sich dem Ingenieur-Fache zuneigte, wurde, als sein Vaterland zur Ausführung von Eisenbahnen schritt, hiefür mit dem Range eines Ober-Bauraths angestellt, und ist dermalen mit der Leitung der Arbeiten der schweizerischen Central-Bahn betraut. – Ein Studiengenosse des Letzteren ist Baumeister Christian Leins (geb. zu Stuttgart 1814), der seine Studien unter Professor Heigelin begonnen und auf Reisen sich ausgebildet. Er baute die Kronprinzliche Villa, die Kirche in Möhringen etc. – Eine besondere Vorliebe für die Gothik, sowohl in neuen baulichen Ausführungen, als in Aufnahmen älterer Bauten, beurkundet Carl Beisbarth (geb. zu Stuttgart 1809). – Mehrfältige Thätigkeit als Architect entwickelt Professor Egle (geb. 1818), Vorstand der Winter-Bau-Gewerke-Schule und Lehrer an der polytechnischen Schule, in welcher er früher seine Studien begonnen hat, die er auf der gleichen Schule zu Wien, auf der Akademie der Künste zu Berlin und auf Reisen fortsetzte; zu seinen Bau-Ausführungen gehören verschiedene Privat-Häuser, das katholische Schulhaus etc. 1

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)