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Verwesung. Der auf einer sanften Erhöhung vor dem Tübinger Thore gelegene Friedhof im Fangelsbach wurde 1822 angelegt und mißt 82/8 M. 42 R. Er ist in 6 Felder eingetheilt, innerhalb welcher keine Wege sind, und die Gräber werden hier nach Reihen gegraben. Es liegt in der Absicht, den Raum beider Plätze zusammen auf 18 M. zu erweitern, weil 1840 der Turnus für Wiedereröffnung der Gräber von Erwachsenen auf 15 und von Kindern unter 10 Jahren auf 8 Jahre erhöht worden ist. Beide Friedhöfe enthalten einzelne Monumente von Kunstwerth; jeder hat seit 1837 einen Aufseher, welchem die vier Todtengräber untergeordnet sind. Die Weiler haben eigene Begräbniß-Plätze. Derjenige in Heslach zeichnet sich durch ein schönes, von Salucci gebautes, Grabmal aus, welches der damalige K. Russische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf v. Benkendorf, 1823 für seine Gattin errichten ließ und das später auch seine Leiche, die von der türkischen Grenze hierher gebracht wurde, aufnahm. – Für ein Familiengrab sind 20 kr. vom Quadratschuh der Fläche und für die Errichtung eines Grabsteines voraus 10 fl. (in den Weilern die Hälfte), für ein Denkmal an der Mauer 20 fl. an den Armen-Kasten zu entrichten. Das Ausmauern der Gräber ist verboten. Dem Todtengräber gebühren für das Grab eines Kindes 30 kr. bis 1 fl. 4 kr., eines Erwachsenen 1 fl. 36 kr., in Neubrüchen 2 fl.

Was die Behandlung kranker Hausthiere betrifft, so befinden sich Krankenställe in der hienach zu beschreibenden Thierarzneischule. Hauptsächlich kommen Pferde zur Behandlung und in gerichtlicher und polizeilicher Beziehung zur Untersuchung. Über diejenigen Pferde, die an einem Hauptmangel leiden, werden den Besitzern Zeugnisse (unentgeldlich) ausgefertigt. Für Fütterung und Behandlung werden von einem Pferde 30 kr., von einem Hunde 3–6 kr. täglich entrichtet. Um die Krankheiten des Rindviehes kennen zu lernen, werden kranke Thiere in den benachbarten Dörfern unter Anleitung des klinischen Lehrers von den Zöglingen der Anstalt unentgeldlich behandelt und die Arzneien ebenfalls ohne Bezahlung abgegeben. Die Rindvieh-Klinik ist fortwährend im Steigen begriffen. Vom 1. Juli 1821 bis 30. Juni 1853 sind in der Anstalt 9957 Pferde (davon 1786 zur Begutachtung) und 2917 Hunde untersucht und behandelt worden, und 3369 Stücke Rindvieh wurden ambulatorisch behandelt.

Hinsichtlich der übrigen Gegenstände der öffentlichen Gesundheits-Pflege ist noch zu bemerken, daß Brod, Bier u. dergl. den Gesetzen gemäß theils periodisch, theils unvermuthet untersucht wird. Auch das Schlachtvieh, welches zum Verkauf auf den am Wilhelms-Platz

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0331.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)