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Um auch noch die Kleemeisterei zu erwähnen, so ist dieselbe seit 1818 in ein nahe bei Gablenberg, auf Kosten des Staats hergestelltes, später der Stadt abgetretenes, Gebäude verlegt, womit eine Stallung und Wiesen-Fläche verbunden ist. Der Dienst des Kleemeisters (der früher zugleich Scharfrichter war) beschränkt sich seit 1836 auf den Stadt-Bezirk in der Art, daß er dreimal wöchentlich die Stadt und ihren Bezirk zu begehen, namentlich auch die Wasserbehälter im Auge zu behalten, und die Thier-Cadaver wegzuschaffen hat.


VIII. Wohlthätige Anstalten und Stiftungen.


In älteren Zeiten beschränkte sich die Armenpflege auf den Hospital, das Seelhaus und den Armenkasten, von welchem eine Armen-Schule („die Armenkasten-Schule“) erhalten wurde. Der Hospital (Bürger-Hospital), dessen Entstehung unbekannt ist, ursprünglich am oberen Thore (S. 130), seit 1536 in dem ehemaligen Prediger-Kloster (S. 189) gelegen, wurde hauptsächlich von Catharina, Gemahlin des Grafen Ulrich V., beschenkt, daher er den Namen „Catharinen-Hospital“ führte, und war für arme alte Bürger und Bürgerinnen bestimmt. Durch reichliche Schenkungen und gute Wirthschaft kam er bald zu Wohlhabenheit. Er erwarb, außer vielen anderen Gütern und Gefällen, Zehentrechte 1360 in Stuttgart, 1435 und 1451 zu Vöhingen (auf Schwieberdinger Markung), 1444 und 1447 zu Möglingen, 1459 und 1471 zu Renningen und Stuttgart, und 1480 zu Gerlingen; ferner die Kirchensätze und Widdumhöfe 1380 von Elisabethe, Graf Eberhard des Greiners Gemahlin, zu Möglingen und 1441, als Entschädigung für mehrere zu dem unteren See (S. 137) gezogene Wiesen, von den Grafen Ludwig und Ulrich zu Renningen, und 1517 der Dollmetschen Hof zu Höfingen. Auch war der Hospital seit den ältesten Zeiten zu Beerbung der Hospitaliten privilegirt. Die Pfleglinge theilten sich in reiche, mittlere und arme Pfründer; die beiden ersteren hatten sich einzukaufen[1],


  1. Ein Mann, der 1500 gegen 100 fl. in die obere Stube, d. h. in die reiche Pfründe aufgenommen worden, erhielt lebenslänglich eine eigene Kammer, den reichen Pfründertisch und dazu täglich 1 Maas Wein, 1 weißes Brod, zweimal Fleisch, Freitags und in der Fasten 4 Eier und 1 Häring. Ein mittlerer Pfründer erhielt die Hälfte, kostete aber die Maas Wein 6 Pfennige und darüber, so wurde an diesem abgebrochen. Die armen Pfründer erhielten gute Kost und wöchentlich einmal Wein. Außerdem erhielten die reichen Pfründer auf jeden Tisch: in der Knöpflinsnacht 5 Pfannenkuchen, 1 Milchkuchen und 3 M. Wein, am Christtag Kalbs- und Schweinebraten, am Neujahr 5 Küchlein jeder, 1 Milchkuchen und 3 M. Wein, an der Fastnacht 2 Stücke Sulz, 5 Küchlein jeder, Braten, Eiermilch, Eierkuchen und Käse, am Gründonnerstag Karpfen und Feigen-Pfeffer, an Ostern und Pfingsten Eier, Kuchen, Braten und 3 M. Wein, an der
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0333.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)