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freiwilligen Beiträge, die in den Häusern erhoben werden, und es traten 1776 an die Stelle der gestifteten Natural-Almosen Geld-Almosen. Eine zweckmäßige Verbesserung war nächst dem 1710 für das Land errichteten Waisenhause die 1712 zu Abschaffung des Bettels und Unterstützung der unter einen „Armen-Inspector“ gestellten Armen aus Mitteln der Privat-Wohlthätigkeit gegründete Almosen-Anstalt, über deren Wirksamkeit von 1752 an öffentliche Rechenschaft abgelegt wurde. Um wirksamer dem Betteln zu steuern, wurde 1766 die unter eine zwischen der Regierung und dem Magistrat gemeinschaftliche Deputation gestellte „neue Armen-Versorgungs-Anstalt für die Residenz“ errichtet, wodurch die Armen theils in einem Beschäftigungshaus mit Baumwollen-Spinnen etc. Arbeit fanden, theils Unterstützungen erhielten. Dieses meist durch Privat-Beiträge und den Ertrag einer 1784 errichteten, von der Herrschaft und Landschaft garantirten Classen-Lotterie gegründete „Spinn-Haus“, auf dem Bollwerke, wo auch die durch die acht Bettelvögte aufgefangenen Landstreicher und lüderlichen Dirnen zwangsweise arbeiteten, wurde später in das Hospital verlegt[1]. Im J. 1789 wurde die Almosen-Pflege von dem Armenkasten getrennt, und die jährliche Bekanntmachung eines Verzeichnisses der Almosen-Empfänger, die jetzt vom Straßenkehren befreit wurden, angeordnet, auch die erste Industrie-Schule errichtet. Zugleich wurden (1776, 1789 u. f.) die zuvor erwähnten Fruchtleistungen der Herrschaft und des Kirchengutes der Almosen-Pflege zugewiesen und, weil diese nur wenige Einnahmen hatte, von der Rentkammer 750 fl., von dem Kirchengut 4500 fl. und von der Landschaft 1200 fl., nebst 40 Kl. Nadelholz von beiden ersteren, als jährliche Beiträge bewilligt. Der erste Verein für wohlthätige Zwecke war die hienach zu erwähnende Privat-Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde, der sich auch der nicht ortsangehörigen Armen annahm und die armen Kranken aufsuchte. 1

Die Armen-Pflege der Neuzeit baute auf dem Princip der Association fort, und nahm dadurch einen von dem früheren wesentlich verschiedenen Charakter an. Gegründet auf freiwillige


    Verstorbene zu begraben 4 Sch. 4 H., zu Lehrgeldern und Büchern für arme Schüler 29 Pfd., Kostgelder für arme Waisen 59 Pfd. 7 Sch., für Kleider und Schuhe 120 Pfd. 8 Sch., ein Brodkorb für die Waisen-Kinder im Hospital 3 Sch. 8 H. Alles dies macht zusammen etwa 440 fl. Das Glöcklein-Geld mag kaum so viel ertragen haben.

  1. Der Aufwand für die Armen war von 1736–1746 58.268 fl., 1746 bis 1756 85.812 fl., 1756–1766 99.172 fl., 1766–1776 105.088 fl., 1776–1786 161.693 fl.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0336.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)