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500 fl. bestimmt wurde. Es werden den bedürftigen Wöchnerinnen im Winter 12, im Sommer 8 Wochen lang Tragkissen sammt Überzügen lehnungsweise und außerdem jeder 3 Windeln schenkungsweise überlassen.

Die Abgabe von Holz, neuerlich in gesägtem und gespaltenem Zustande, gegen Bezahlung, welcher sich der Verein seit seiner ersten Gründung unterzogen hat, füllt für den ärmeren Theil der Bevölkerung ein nothwendiges Bedürfniß aus. In besonders strengen Wintern ist der Verein durch besondere Beiträge in den Stand gesetzt worden, an alte, gebrechliche und kranke Personen namhafte Quantitäten von Holz theils unentgeldlich, theils zu bedeutend ermäßigten Preisen abgeben zu können. Auch ist die Einrichtung getroffen, daß Vermögliche, wie bei der Speiseanstalt, so auch hier, eine Anzahl von Holzmarken käuflich erwerben können, um sie an Arme als Geschenk zu übergeben. Im J. 1840/41 wurden 4773 Ctr. unentgeldlich, und 20.938 Ctr. gegen ermäßigte oder volle Bezahlung abgegeben. Da jedoch in neuester Zeit durch die Privatindustrie das Bedürfniß, Holz in kleinen Portionen stets erkaufen zu können, befriedigt ist, so gibt der Verein gegen Bezahlung nur noch dann Holz ab, wenn Menschenfreunde Holzmarken kaufen wollen, um sie an Arme zu verschenken. Im J. 1852/53 wurde für 1607 fl. Brennholz unentgeldlich an Arme abgegeben, indeß aus 924 Ctrn. gegen Bezahlung abgereichten Holzes 451 fl. erlöst wurden.

Auch Lehrgeldsbeiträge werden im Betrag von etwa 40 fl. jährlich vertheilt, wofür der Fonds aus den 1000 fl. besteht, welche der König dem Vereine zur Feier der Beisetzung der irdischen Überreste der Königin Catharina übergeben hat.

Andere Unterstützungen an Geld als diejenigen, welche aus den schon erwähnten Jahresbeiträgen des Königs und der Königin von 2300 fl. und 500 fl. abzureichen sind, gibt der Verein nur dann, wenn er dazu besondere Mittel erhält.

Die Unterrichts- und Beschäftigungs-Anstalten des Local-Wohlthätigkeits-Vereins theilen sich in mehrere Zweige, von denen die Beschäftigung erwachsener armer Personen in ihren Wohnungen, welche früher große Mittel in Anspruch nahm und eine weite Ausdehnung erreicht hatte, fast ganz eingegangen ist. Um so erfreulicher blühen die beiden Vereins-Industrie-Schulen Catharinen- und Marien-Pflege, die im Durchschnitt mehr als 400 Kinder jährlich (im J. 1855 gegen 800 in 16 Classen) theils unterrichten, theils beschäftigen, zu welchem Zweck mehrere beständige Hauslehrerinnen thätig sind, die je nach dem Bedürfniß auch von Unterlehrerinnen unterstützt werden. Mit ihnen ist eine Vertheilung von Prämien an die würdigsten Schülerinnen verbunden, zu deren Aufbringung dem Verein 1000 fl. von Geh. Registrator Guckenberger und 300 fl. von der Geh. Legationsräthin Pistorius als Stiftungen zugeflossen sind. Dieselben werden nach dem Erfunde mit 5, 4, 3 und 2 fl. bewilligt und stets bei der Sparkasse angelegt, um den Kindern nach zurückgelegtem 25. Jahre ausgefolgt zu werden, wenn sie nicht in einen unsittlichen Lebenswandel verfallen. – Seit dem Jahre 1846 werden zu gleicher Zeit auch an gut prädicirte Dienstmägde Prämien im Betrage von je 5 fl. ausgetheilt, wozu unsere Königin einen jährlichen Beitrag von 30 fl. bewilligt hat. Als Bewerberinnen können alle diejenigen Dienstmägde auftreten, die früher eine der Vereins-Anstalten besucht und wenigstens 5 Jahre lang vorwurfsfrei gedient haben. – Die früher bestandene, meist auf Kosten der Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins betriebene, Spitzenklöppelschule, in welcher namentlich auch Mädchen vorn Lande ausgebildet wurden, ist in neuerer Zeit eingegangen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0363.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)