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27), mit einem Hintergebäude, worin gleichfalls eine Kleinkinder-Bewahranstalt, befinden sich die Lehrzimmer für den Strick- und Spinn-Unterricht, so wie die Näh- und Flick-Schule. Der mit Gras und Bäumen bepflanzte anstoßende Garten dient theils zu Erholung der Schülerinnen, theils und hauptsächlich als Tummelplatz für die kleinen Kinder. 1

Unabhängig von dem Wohlthätigkeits-Verein ist die Catharinenschule und die mit ihr in gemeinschaftlicher Verwaltung stehende Paulinen-Pflege, beide in dem ihnen eigenthümlich zustehenden, 1837 erbauten steinernen Gebäude in der Kasernenstraße, dessen Bau und Einrichtung 29.327 fl. gekostet, befindlich. Die Verwilderung der Kinder der Armen in den Nothjahren 1816 und 1817 und der Umstand, daß die zuvor erwähnten Kinderbeschäftigungs-Anstalten nur für Mädchen bestimmt, und auch für diese nicht mehr zureichend waren, bewog die verewigte Königin Catharina, die erstgenannte Anstalt zu Überwachung und Beschäftigung hiesiger Armen zu gründen. Da sich aber bald das Bedürfniß einer weiteren Fürsorge für solche Kindern zeigte, bei denen die Verwilderung schon einen höhern Grad zu erreichen drohte, so stiftete die Königin Pauline 1820 die Paulinenpflege, wo verwahrloste Kinder hiesiger armer Bürger nicht nur Erziehung, sondern auch Verpflegung finden. Protector ist der König, und in Hinsicht der Paulinen-Pflege der König und die Königin. In der Catharinen-Schule sind bis zur Confirmation 300–400, in der Paulinen-Pflege ebenso lange 56 Kinder. Diese wie jene besuchen die öffentlichen Schulen, einschließlich der Realschule, und nehmen auch außerhalb der Schulstunden nicht nur an der Beschäftigungs-Anstalt, sondern auch an dem Unterrichte Theil, den der Schullehrer der Anstalt, welcher zugleich Pflegevater (dermalen der verdiente Schullehrer Mauch) der Paulinen-Pflege ist, in den Elementarfächern ertheilt. Außerdem sind für beide Anstalten zwei Arbeitslehrer und vier Arbeitslehrerinnen bestellt. Die schon mit dem sechsten Jahr eintretenden Kinder werden, die Mädchen mit dem Flachsspinnen, Stricken, Häkeln, Weißnähen und Flicken, die Knaben mit Flachsspinnen, Wollstricken, Coloriren von Bildern u. drgl. beschäftigt. Der Arbeitsverdienst war 1852/53 im Ganzen 791 fl.; derselbe wird an die Catharinen-Schüler ganz (538 fl.), und an die Paulinen-Pfleglinge mit 1/3, durch Anlegung bei der Sparkasse ausgefolgt. Die Kranken werden von dem jeweiligen Stadtarzt und Stadtwundarzt unentgeldlich berathen und in der Regel im Hause verpflegt. Alle 4 Wochen ist in demselben Sonntags-Gottesdienst. Für das Fortkommen der Paulinen-Pfleglinge wird auch nach ihrem

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0366.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)