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Director des Musik- und Theater-Wesens, und 1713–1716, 1727 etc. hatte Herzog Eberhard Ludwig französische Comödianten an seinem Hof. Es sind Stuttgarter Ausgaben von Corneilles Cid und Polyeucte (1698) und les Horaces (1706) vorhanden, woraus folgen dürfte, daß diese Tragödien damals hier gegeben wurden. Auch unter Herzog Carl Alexander war einige Jahre lang eine Schauspieler-Gesellschaft am Hofe, die gleichfalls aus Franzosen bestand. Unter der Direction eines le Berger zählte sie 13 Männer und 4 Frauen, und bezog im Ganzen jährlich 8500 fl. Nach dem Tode des Herzogs wurden aber auf den 1. April 1737 sowohl diese Schauspieler als „die Operisten mit Allem, was von ihnen dependiret“ mit einem dreimonatlichen Gehalt entlassen. – In diese Zeit fällt das erste neuere deutsche Privat-Theater. Ein J. D. Mayer von Stuttgart, ehemaliger fürstlich Baden-Durlach’scher Kammerdiener, erhielt am 22. September 1735 die herzogliche Erlaubniß: „in der Residenzstadt Stuttgart mit denen anzunehmenden Comödianten teutsche Comödie spielen zu dürfen“.

Die Reorganisation durch Herzog Carl Eugen begann 1749 mit Zurückberufung des Ober-Capellmeisters Brescianello und Capellmeisters Hart, woneben die Concertmeister Freudenberg und Böhm, die Sängerin Cuzoni, der „Premier-Symphonist“ Giov. Batt. Bianchini und der Tenorist Neusinger erwähnt werden. Schon am 30. Aug. 1750 konnte die erste große Oper: „Artasersse“, von Metastasio, componirt von Graun, aufgeführt werden. Bald aber hob der Herzog, der feinste und geschmackvollste Kenner des Schönen, die italienische Oper auf eine unerhörte Höhe. Die „Kammer-, Hof-, und Kirchen-Musik“ wurde unter die Leitung des 1754 von Rom berufenen, in Italien vergötterten, Nicollo Jomelli als Ober-Capellmeister mit 3000 fl. Gehalt gestellt, der zuvor noch 1751 die Opern Il Catone in Utica und 1753 Fetonte für die hiesige Bühne in Italien in Musik gesetzt hatte. Mit diesen begann die neue Ära, welcher die höchst bewunderte Semiramis nachfolgte. Denn der Herzog scheute keine Kosten, und Jomelli rief nicht nur die größten Virtuosen der Instrumental-Musik, sondern auch die ersten Sänger und Sängerinnen Italiens herbei. – Die Anstalt zählte 1761 im Ganzen 147 Personen, wovon die Hälfte Franzosen und hauptsächlich Italiener. Von diesen sind folgende als „Virtuosen“ bezeichnet:

Premier-Concertmeister: 1755 der ausgezeichnete Violinist Pasquale Bini; Concertmeister: 1755 Böhm und Pirker; von Sängerinnen: 1750 die allgemein hochgefeierte, unglückliche Mariane Pirker, Gattin des Concertmeisters, Peruzzi, 1754 die Frauen Sporni oder Spurni, Frankenbergerin, 1757 Maria Masi Giura, eine der kunstgebildetsten Sängerinnen Italiens,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0421.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)