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dem Stiftungsrathe ein gewisses Mitwirkungsrecht eingeräumt ist, weil die Stadt 233 fl. 20 kr. zur Besoldung beizutragen hat. – Heslach, bis dahin nach Bothnang eingepfarrt, wurde seit 1751 von dem Garnisons-Prediger als Filial versehen; 1822 aber wurde eine eigene Pfarrverweserei errichtet, die 1826 in eine Pfarrei verwandelt ward. Berg erhielt unter Lostrennung von Gaisburg im J. 1845 eine Pfarrverweserei, Gablenberg unter denselben Verhältnissen im J. 1834 gleichfalls eine Pfarrverweserei, die jedoch seit 1853 in eine Pfarrei umgeschaffen ist. – Die Aufhebung der Privilegien der Stifts-Kirche und die Verleihung von Parochialrechten an die Hof-, Hospital- und St. Leonhards-Kirche, sowie die jetzige kirchliche Eintheilung der Stadt (S. 271) erfolgte am 13. October 1806, nachdem am 16. April desselben Jahres die Garnisons-Kirche mit diesen Rechten ausgestattet und dem Feld-Propst, als Dekan und General-Superintendenten der Militär-Pfarreien, untergeordnet worden war.

Nachdem seit 1704 auch Waldenser und hauptsächlich flüchtige Reformirte aus Frankreich sich hier niedergelassen und 1724 die Erlaubniß zu Errichtung eines reformirten Gottesdienstes, doch ohne Geläute, erlangt hatten, wurde 1728 in dem ehemaligen Landhaus (S. 133) ein Bet-Saal eingerichtet[1]. Ihre Zahl war 1733 nur 154, und da seit 1744 das Kirchen-Vermögen eine Besetzung der Pfarrei nicht mehr zuließ, wurde dieselbe durch den reformirten Pfarrer zu Canstatt besorgt. Im J. 1828 erfolgte zwar die allgemeine Vereinigung der inzwischen an Zahl noch mehr herabgegangenen Reformirten (1807 16, 1822 21) mit den Lutherischen, und es feierte auch die hiesige Gemeinde von da an nach ihrem Gebrauche das h. Abendmahl zwei Mal jährlich in der Stifts- und der Hospital-Kirche; 1848 aber schieden die Reformirten, behufs der Absonderung ihres Kirchen-Vermögens, wieder aus.

Da die Katholiken in Altwürttemberg keine Glaubens-Freiheit genossen, so konnten die hier Wohnenden nur die katholische Hof-Capelle, welche die Herzoge Carl Alexander und Carl Eugen hielten, besuchen; der pfarrlichen Rechte entbehrten sie jedoch und beerdigten auch ihre Todten in Hofen bei Canstatt. Nachdem mit dem Regierungs-Antritte des Herzogs Friedrich II. die Capelle eingegangen war, wurde 1798 den Katholiken ein beschränkter eigener Gottesdienst mit einem Geistlichen und Vikar gestattet,


  1. Zunächst in dessen oberem Stocke. Die jetzige Kirche im Unterstocke desselben wurde 6. Sept 1739 eingeweiht. Vergl. S. Morff, Christl. Denkmal der Einweihung des neueingericht. reform. Gotteshauses zu Stuttgart. Eßlingen o. J. 4. Übrigens nach Mittheilungen des reform. Pfarrers Hochstetter.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0444.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)