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von streitbaren Männern bewahrte Stadt auf. Graf Eberhard der Erlauchte warf sich, um der Übermacht des Königs Rudolph (Graf Rudolph von Habsburg, 1273 zum deutschen König gewählt) zu widerstehen, 1286 in die Stadt, vor welcher dieser mit seiner Heeresmacht am 23. September erschien. Er schlug seine Wagenburg auf demjenigen Theile der Eßlinger Berge auf, welcher noch jetzt „die Wagenburg“ heißt, und griff die Stadt an. Seine Sturmböcke warfen zwar große Strecken der Mauer nieder; allein sowohl die Krieger als die Bürger stellten sich in die Lücken derselben, so daß der König vorzog, am 10. November Frieden zu schließen, in dessen Folge die Stadtmauer abgebrochen werden sollte. Im J. 1287 kam Rudolph wieder und brach 7 der Stadt nahe gelegene Burgen; eine angedrohte zweite Belagerung der Stadt, deren Mauer wieder geschlossen worden war, unterblieb jedoch, weil der Erzbischof von Mainz eine Sühne vermittelte. In den weiteren Kriegen desselben Grafen mit König Heinrich VII. mußte sich die Stadt am 31. Juli 1312 an die Reichsstadt Eßlingen ergeben, unter deren Oberherrschaft sie bis 1. Juli 1315 blieb, worauf sie sich am 13. September ihrem alten Herrn wieder unterwarf, der 1320 seine beständige Residenz nach Stuttgart verlegte, wo 6. Oktober 1333, 8. Juli 1339 und 17. Aug. 1344 Kaiser Ludwig der Bayer auf Besuch sich aufhielt. Im Sommer 1378 lagerte sich das Heer der schwäbischen Reichsstädte vor die Stadt und setzte ihr 14 Tage lang mit Schießen und Verwüstung der Felder, jedoch ohne weiteren Erfolg, hart zu. Am 28. August 1419 verheerte der Hagel alle Weinberge und Felder auf drei Meilen in der Runde. – Als die beiden gräflichen Brüder Ludwig und Ulrich der Vielgeliebte am 13. März 1441 das Land theilten, blieb ihnen Stuttgart gemeinschaftlich; bei der neuen Theilung vom 25. Januar 1442 aber fiel es dem Letzteren ausschließlich zu. Am 25. Juni 1473 übernachtete Kaiser Friedrich III. im Schlosse. Durch den sog. Münsinger Vertrag vom 14. December 1482 wurde unter Anderem festgesetzt, daß Stuttgart für alle Zukunft Residenz und Sitz der Canzlei sein solle; eine Bestimmung, die am 11. März 1520 und 13. April 1551 erneuert wurde. Am 19. März 1488 kam Kaiser Maximilian nach Stuttgart. Am 28. März 1492 fiel ein Wolkenbruch, der einige Häuser wegschwemmte und etliche Menschenleben kostete. Von 1493 bis 1494 herrschte eine bösartige Seuche; 1501 und 1502 raffte eine andere gegen 4000 Menschen hinweg. Ein Wolkenbruch richtete am 31. Juli 1508 furchtbare Verwüstungen an; das von Heslach herabbrausende Wasser riß einen Theil der Stadt-Mauer mit einem Thurme der Eßlinger

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0446.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)