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gegenwärtigen alten Schlosses irgend eine mit Graben und Wall versehene Befestigung errichtet, die dann später den Grafen von Württemberg zu Errichtung der Burg Veranlassung gegeben haben mag.

Auf dem höchsten Punkt des Hasenbergs, dem sog. Birkenkopf, d. i. Bürgkopf, über den, wie oben gezeigt wurde, eine Römerstraße führte, finden sich noch Reste alter Verschanzungen, Gräben und lang hinziehender Erdwälle, die auf ein hohes Alter deuten und ohne Zweifel ihre Entstehung den Römern verdanken.

Am Fuß des Bopsers wird ein Flurdistrict, etwa von dem neuen Kirchhof bis zu dem Wilhelmsplatz, „zu Immenhofen“ genannt. Schon der Name verräth einen hier bestandenen Wohnort, was überdieß noch von der allgemein verbreiteten Volkssage, die daselbst einen abgegangenen Ort wissen will, unterstützt wird. Als Werkmeister Jos vor etwa 15 Jahren sein Haus zu Immenhofen erbaute, kam man etwa 8′ unter der Oberfläche auf Gebäudeschutt, und nur ungefähr 100 Schritte westlich dieser Stelle wurden in einem Garten Bruchstücke von römischen Gefäßen, worunter eines von terra sigillata war, gefunden; ferner fand man vor einigen Jahren nahe dabei hinter der Cotta’schen Buchdruckerei eine Broncemünze von Nero. Diese Funde deuten auf einen römischen Wohnplatz. Auch führt über die Flur „zu Immenhofen“ der sog. Immenhofer Weg, dem man an seiner geraden Anlage und namentlich an dem tiefen Einschnitt in der Nähe des sog. Hexengäßleins seine kunstmäßige Anlage und sein hohes Alter wohl ansieht. Die Fortsetzung des Immenhofer Wegs führt auf die römische Straße (Heerweg), welche von Stuttgart nach Degerloch zog.

Der zwischen Stuttgart und Bothnang vorkommende Flurname „Steinenhausen“ mag ebenfalls auf einen ehemaligen Wohnort hinweisen, welcher jedoch, weil der Name bereits 1250 als Flurbenennung erscheint, schon frühe abgegangen sein muß. Auch kommt in der Nähe von Steinenhausen noch die Benennung „Pflasterwiese“ vor.

Nach der Sage soll das alte Hirschbad, jetzt Königsbad, schon bestanden haben, ehe Stuttgart zur Stadt wurde. Bei dessen Wieder-Aufnahme im Jahre 1724 traf man etwa 150 Schritte von der alten gefaßten Quelle Gebäudeschutt, Backsteine, sog. Ofenkacheln und tintenschwarze Erde (s. J. A. Geßner Beschr. des Hirschbades S. 1 und 6). Da die von römischen Hypocausten herrührenden Heizröhren (tubuli) von weniger Unterrichteten Ofenkacheln genannt werden, was sie auch im weitern Sinne sind, so könnte man annehmen, daß die Römer diese heilsamen Quellen schon gekannt und in deren Nähe eine Badanstalt oder irgend einen Wohnplatz gegründet hatten.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0452.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)