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Die Burg Achalm. [1]

Über dem Hof Achalm, auf der Spitze des steilen Bergkegels stehen die Ruinen der alten Burg Achalm, des Sitzes der Grafen von Achalm. Ein sanfter Rasen bedeckt mit den Trümmern der alten Veste in einer Höhe von 2472 W. F. die ungefähr anderthalb Morgen große Oberfläche des Bergscheitels; den beschwerlichen Gang dahin belohnt eine unermeßliche Aussicht in reichem Maße. Vergl. S. 19 u. ff. Die Burg war rundum mit einer Mauer eingefaßt, wovon noch einige Reste vorhanden sind. Mitten auf dem Platze steht noch ein hoher stattlicher Thurm, der aber, vielfach beschädigt und auf den 4 Ecken seiner Quader beraubt, (s. o.) seinem Einsturz droht, wenn ihm nicht bald zu Hülfe gekommen wird. Außerdem erblickt man nur noch Schutt und Trümmer; doch erkennt man noch das alte Hauptthor zu dem die Fahrstraße von Reutlingen herauf führte, so wie die Abtheilung der Burg in zwey Vesten, wie sie der Zwiefalter Mönch Ortlieb schon vor 700 Jahren beschrieb. Die Erbauung der Burg fällt in das eilfte Jahrhundert. Nach den Zwiefalter Annalen wurde sie um’s Jahr 1030 erbaut. [2] Die Erbauer waren die Brüder Egino und Rudolph, zwey Grafen, welche ihren Sitz vorher zu Reutlingen gehabt haben sollen. Egino hatte dazu den Berg, der in fremden Händen war, theils mit Geld, theils mit Abtretung eines Guts Sclate Slatt (s. Urach) gekauft, und er war es, der den Bau unternahm.

  1. Der hier gegebene Umriß der Geschichte der Burg und des Hauses Achalm, welcher sich an die Geschichte der Grafen von Urach, S. 127 anschließt, ist das Ergebniß sorgfältiger Untersuchungen, geschöpft aus Archival-Documenten und andern bewährten Quellen. Auf Widerlegung abweichender Ansichten und leerer oder irriger Behauptungen konnte man sich dabey um so weniger einlassen, als ein ganzes Heft dieses Werks nicht hinreichen würde, um alle die Fabeln und Unrichtigkeiten, welche von älteren und neueren und selbst von den neuesten Schriftstellern über Achalm nachgeschrieben und häufig sogar mit Berufung auf Quellen, worin nicht ein Wort davon zu finden ist, als historische Wahrheit verbreitet worden sind. „Geschichte der Achalm und der Stadt Reutlingen.“ von M. Gratienus, Tübingen 1831 ist das Neueste, was über den Gegenstand erschienen ist.
  2. Sulger Annal. Zwif. I. p. 2.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)