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für welche er sich in manche Streitigkeiten verwickelte, viele polemische Schriften verfaßte, mehreren Colloquien anwohnte – hauptsächlich auch dadurch, daß er an der Abfassung der Concordienformel einen Hauptantheil hatte.

Ein Waiblinger Original, nach dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, war Anton Sixt, Maler, ein Mann von Riesengröße, welcher auf einen Imbiß 9 Pf. Brod, 4 Pf. Fleisch und 9 Maas Wein zu sich nehmen konnte. Da er in der Heimath den Hunger nicht mehr zu stillen wußte, nahm er Kriegsdienst, zog in die Picardie, später nach Ungarn, wobei er sich reiche Beute gewann. Seinen Tod fand er im Krieg.

Der Nahrungsstand ruht hauptsächlich auf dem Feldbau, obgleich die Zahl der Gewerbenden von 325 gegenüber der Zahl der Bauern, Weingärtner und Taglöhner mit etwa 200 verhältnißmäßig groß ist. Allein selbst tüchtige und thätige Professionisten betreiben zur Sicherung ihres Unterhaltes nebenbei Landwirthschaft. Bei Weitem die Mehrzahl der Bauern und Weingärtner muß zugleich Geschäfte im Taglohn suchen; denn ihr Grundbesitz ist, wie wir sogleich sehen werden, allzu klein und so verschuldet, daß magere Ernten und Weinfehljahre schmerzlich fühlbar sind, und auch in besseren Jahren viele Familien nicht das ganze Jahresbedürfniß ernten. Die Summe der Privatschulden belief sich 1845 auf mehr als eine halbe Million, wovon 386.000 fl. durch Unterpfänder versichert. Die Vermögensverhältnisse und die Mittel des Auskommens können daher im Allgemeinen nur als mittelmäßig bezeichnet werden.

Von der ganzen 5031 Morgen begreifenden Markung sind (nach Tabelle II.) 324/8 Morgen den Gebäuden und Hofstätten, 1374/8 Morgen dem Gartenbau, 29391/8 Morgen dem Ackerbau, 3902/8 Morgen dem Wiesenbau und 2381/8 Morgen dem Weinbau gewidmet. Es kommt also nicht viel mehr als 1 Morgen Baufeldes auf einen Einwohner. Von dem Eigenthum der Privaten besitzen die Einwohner benachbarter Orte 980 Morgen. Der Boden besteht vorzüglich aus Lehm, theilweise schweren Letten, auch aus Kies; im Allgemeinen ist er gut. Ein Theil der Äcker und Wiesen ist gering oder sehr gering. Der Weinbau ist untergeordnet und die Morgenzahl der im Ertrag stehenden Weinberge, die überdieß von ungünstiger Lage und geringerer Beschaffenheit sind, nur etwa 100. Zu erwähnen ist, daß die Weingärtner im Jahre 1848 einen Verein zu dem Zwecke geschlossen haben, um die Erzeugung eines guten Weines zu fördern und ihre Interessen sonst wahrzunehmen. Die Äcker liegen meist an gelindem Abhang oder auf der Höhe und werden bei der großen Zerstückelung häufig

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0098.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)