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in theilweise dürftigen Umständen. Die Markung begreift 1255/8 Morgen Gärten, 429 Morgen Äcker, 4153/8 Morgen Wiesen und 4047/8 Morgen Weinberg; es kommen also durchschnittlich 42/3 Morgen auf eine Familie. Die landwirthschaftliche Cultur ist bei freier Wirthschaft so gut bestellt, als Boden und Lage zulassen. Die Getreidearten sind die gewöhnlichen. Im Jahr 1836 wurden 201 Jauchenbehälter gezählt, wovon 171 musterhafte. Das Obst ist vorzüglich. Von den vielen Kirschen wird ein großer Theil nach Bayern ausgeführt. Der Maulbeerplantage ist S. 52 gedacht. Außer dem Wein, welcher hier Hauptprodukt und in allen Theilen des Landes gesucht ist, werden Obst, etwas Getreide, Butter und einige andere Viktualien nach Außen verkauft. Einige haben einen schönen Rindviehstand. Aber die Zahl der Ziegen mehrt sich. Die Bienenzucht ist nicht unbedeutend. Die besten Weinberghalden sind Grafenberg, Altenberg und Wanne. Die 11/2 Morgen, welche der Weinbauverein besitzt, liegen im Grafenberg; sie sind zwar nach der alten Bauart angelegt, aber mit edeln, obwohl vermischten Sorten bestockt. Die durchschnittlichen Preise sind von 1 Morgen Acker oder Wiese 600 fl., Weinberg 700 fl.

Gewerbe sind 76 vorhanden. Von Kaufmann Bürkle werden arsenikfreie Schwefelschnitten, cölnisches Wasser, Senf, Oblaten, Siegellack etc. verfertigt und auswärts abgesetzt. Von den übrigen Handwerkern sind nur 1 Seifensieder, 3 Schreiner, 6 Weber, 4 Zimmerleute, 2 Maurer, 2 Glaser, 1 Nagelschmied und eine Mahlmühle mit 4 Gängen, durch einen Arm der Rems getrieben, sowie 4 Branntweinbrennereien hervorzuheben.

Der Gemeindewald begreift 214 Morgen. Die Einnahmen der Gemeindepflege sind 3561 fl. Die Stiftungspflege besitzt zwar ein Capitalvermögen von 10.476 fl., die Gemeindepflege hat aber auch in gewöhnlichen Jahren mindestens die Hälfte der Ausgaben für die Armen zu bestreiten.

b) Gundelsbach, Weiler mit 109 evang. Einwohnern. Das Örtchen liegt auf der nordöstlichen, bewaldeten Anhöhe und besteht aus 15 zerstreut umherliegenden Häusern, deren Bewohner nach dem 1/2 Stunde entfernten Groß-Heppach, mit welchem es alle Verhältnisse theilt, eingebürgert sind. Der Gundelsbach, welcher nach kurzem Laufe zwischen Groß-Heppach und Grunbach in die Rems fällt, fließt an dem Orte vorüber. Weinbau ist auch hier die Hauptnahrungsquelle.

Einem Einsiedler im Walde Gundelsbach übergaben Schultheiß und Gemeinde zu Waiblingen im Jahr 1355 eine Stelle zum Bau einer Hütte für St. Pauls-Eremiten; eine Urkunde von 1359, Februar 22., erwähnt zweier Morgen Landes und des für

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)