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Beim Dinkel kommen auf den Morgen 7 S. Aussaat und 6 Sch. Ertrag, beim Weizen 2 S. Aussaat und 2 Sch. Ertrag, bei der Kartoffel 20 S. Aussaat und 120 S. Ertrag. Dinkel wird ziemlich viel, und zwar nach Winnenden, zum Verkauf gebracht, da die übrigen Getreidearten, besonders aber die köstlichen Kartoffeln, zum eigenen Bedarf dienen. Hanf und Flachs wird meist nur für das häusliche Bedürfniß gezogen und verarbeitet. Auch ein wenig Reps wird gepflanzt. Die Wiesen, welche jedoch nicht gewässert werden, geben 30–40 Centner Heu vom Morgen, das theilweise nach außen verkauft wird. Die an Bergabhängen liegenden Weinberge geben einen Wein von mittlerer Güte; die beste Lage ist der Rothenbühl. Der höchste Ertrag ist 5–6 Eimer vom Morgen. Der Druckwein wird selbst consumirt. Das Dorf ist unter die ersten Obstorte der Gegend zu zählen. Das Obst geräth gerne. Der Schulmeister des Orts hat sich Verdienste um die Emporbringung der Obstzucht erworben. Auch an Nußbäumen fehlt es nicht. Kirschenbäume gedeihen nicht. Waldungen besitzt weder die Gemeinde, noch ein Private. Ein Morgen Acker oder Wiese kostet 150 bis 450 fl., Weinberg 150 bis 500 fl. Die Viehzucht bildet keinen besondern Erwerbszweig; der Simmenthaler Schlag herrscht vor. Schafzucht wird nur von einem hier wohnenden Schäfer betrieben. Die Schafe sind meist Bastarde. Die Gewerbe sind, obwohl 42 an der Zahl, mit Ausnahme eines Schreiners und einer Ölmühle, auf den örtlichen Bedarf beschränkt.

b) Degenhof, Weiler mit 52 evang. Einwohnern, früher „Schafhof zum Tegen,“ liegt östlich 10 Minuten von Hertmannsweiler, auf dem bei diesem genannten Bergrücken. Die Hofbesitzer mußten früher an die Hofdomainenkammer neben dem Fruchtzehnten die vierte Garbe, nebst 24 Imi Wein, und statt des Heu- und Obst-Zehentens ein Aversum in Geld entrichten, wogegen sie steuerfrei waren und Bau- und Brenn-Holz erhielten. Seit 1808 haben die genannten Abgaben, außer den Zehenten, aber auch die Steuerfreiheit und die Holzabgabe, aufgehört. Auf dem Hofe war früher und mindestens seit 300 Jahren eine Schäferei von etwa 800 Stücken, die sich jetzt vermindert hat. Das Schafweiderecht, welches auf den Markungen von 18 Orten zu 1/4 der königl. Hofdomainenkammer und zu 3/4 den Besitzern des Degenhofes zustand, ging 1820 durch Vertrag mit der ersteren an die Degenhofbesitzer ausschließlich über. Von den betreffenden Gemeinden ist jedoch das Übertriebsrecht, welches der Degenhof auf ihrer Markung auszuüben hatte, abgelöst worden und die Besitzer des letztern sind jetzt mit der Weide auf den Hof beschränkt.

Hertmannsweiler war früher nach Winnenden eingepfarrt,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0153.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)