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Cameralamt 105 Sch. Früchte nach Rauhem, für den kleinen 53 fl., für den Wein-Zehnten 200 fl., außerdem 6 fl. Surrogatgelder, 28 fl. 27 kr. und 4 Sch. 3 S. Frucht als Lehengefälle, 4 Sch. 2 S. Landacht und 68 fl. 7 kr. für Bodenwein. Dazu in Kirschenhardthof 26 Sch. für den großen, 12 fl. für den Novalzehenten, 16 fl. Surrogatgelder und 1 fl. 52 kr. und 32 Sch. Frucht an Lehengefällen. Das Fischrecht im Neckar hat der Staat verpachtet.

Der Ort liegt auf einem Bergrücken und lehnt sich mit seiner nordöstlichen Rückseite an eine Reihe hoher Weinberge, kehrt aber sein Angesicht gegen das Neckarthal und hat so eine äußerst freundliche Lage. Im Übrigen ist er bergigt und hat Mangel an Quellwasser. Der Neckar ist nur 10 Minuten entfernt. Das Aussehen des Dorfes ist mehr als gewöhnlich gut, da viele Häuser ziemlich gut gebaut und verblendet sind. Durch den Ort führt von Neckarrems her die gute Straße nach Ludwigsburg; die nach Hochdorf und Bittenfeld führenden Vicinalstraßen aber sind von schlechterer Beschaffenheit, als die übrigen des Oberamtes. Die Gemeinde zählt 107 Haupt- und 51 Neben-Gebäude.

Die Kirche von unbekanntem Alter steht am Ende des Dorfes und zeigt in der Bauart nichts Besonderes. Ein Neubau auf Staatskosten steht bevor. An der Kirche ist eine Inschrift, wornach 1554 Johann Dietrich Nothaft dieselbe erneuern ließ. Im Chor stehen 4 weibliche und 3 männliche Steinfiguren aus dem sechzehnten Jahrhundert, Familienglieder der Nothaft darstellend. Mit Ausnahme der kleineren Reparaturen hat der Staat die Baulast. Dasselbe ist der Fall mit dem im Schloßhofe bei der Kirche stehenden Pfarrhause und mit dem nahe dabei liegenden Schulhaus, welches der Staat 1842 neu erbaut hat. Das israelitische Schulhaus wurde, nachdem es abgebrannt, 1841; die jetzige Synagoge 1829 an der Stelle der alten von der Judengemeinde erbaut. Der Begräbnißplatz liegt am entgegengesetzten Ende des Ortes.

Das Schloß – früher beliebtes und oft bewohntes Jagdschloß des Königs Friedrich – liegt sehr freundlich auf einer mäßigen Anhöhe gegen Morgen und Mittag, an deren Fuß der Neckar vorbeifließt, und gewährt eine reizende Aussicht. Im äußeren Schloßhofe steht das schon erwähnte Pfarrhaus. Hier steht auch das alte Schloß oder der hohe Bau mit vier Stockwerken, durch welchen man in den innern Schloßhof gelangt, wo das neue Schloß steht, das ein geschlossenes Viereck bildet. Obwohl das Schloß sehr alt ist, so ist es doch im Laufe eines Jahrhunderts durch die verschiedenen Besitzer so sehr des Alterthümlichen entkleidet worden, daß nur noch der 46′ lange und 36′ breite Rittersaal hervorgehoben werden kann. Im Jahr 1831 verkaufte aber der Staat das

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0155.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)