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Terrain in der bei Hegnach angegebenen Weise an das Schmiedemer Feld anschließt. Die Markung grenzt hier im Westen an das Oberamt Canstatt. Sie ist von der Rems durchschnitten, deren interessante, bei Hegnach, Hohenacker und Neckarrems bemerkte Krümmungen jetzt beginnen. Die Seitenwände des anmuthigen Thales sind hier weniger steil und meistens angebaut; der Thalgrund ist fruchtbarer Wiesboden. Auch die mäßigen Anhöhen sind größtentheils angebaut. Die höchste derselben ist der östlich von Neustadt liegende Leonberg oder Serrenberg, ganz mit Weinreben angepflanzt und die Überbleibsel einer Schanze tragend, von wo aus das Auge eine erquickende Aussicht in’s Remsthal und gegen das Neckarthal genießt. Bei heller Witterung zählt man 42 Ortschaften.

Die Markung ist auf dem linkseitigen Remsufer von der guten Ludwigsburger Straße, auf dem rechtseitigen von der nach Hohenacker und Schwaickheim führenden, gleichfalls guten Straße, die bei Waiblingen in die dort erwähnte Allee ausmündet, durchschnitten. Sie hat 5 größere, meist immer fließende Quellen, wovon 4 in Brunnen gefaßt sind. Der Mineralquelle wird hienach gedacht werden. Der Boden – hauptsächlich Lehm und Kalk – ist fruchtbar, die Luft rein und mild, im Dorfe oft scharf, im Thal häufig neblig. Frühlingsfröste sind nicht selten; Hagelschlag ist selten. Steinbrüche liefern hauptsächlich nur Straßenbaumaterial. Die Ausbeutung der 8–10 Gypssteinbrüche dagegen ist für manche Besitzer derselben kein unbedeutender Erwerbs- und Handels-Artikel.

Die Gemeinde ist dem Forstamte Reichenberg und – da der Staat allein Grundherr ist – dem Cameralamte Waiblingen zugetheilt. Für den großen Zehenten erhebt dieses 245 Scheffel Getreide nach Rauhem, für den kleinen 115 fl., für den Heu- 36 fl., für den Wein- 520 fl. und für den Noval-Zehenten 26 fl., sowie 28 fl. Surrogatgelder, 10 fl. 55 kr. und 31 Scheffel Frucht als Lehengefälle, 8 Scheffel Landacht und 67 fl. 56 kr. für Bodenwein, und in Erbach 128 fl. Surrogatgeld, 6 fl. 55 kr. Lehengefälle und 16 Scheffel Landacht.

a) Das Pfarrdorf Neustadt, auch „Neustädtle,“ liegt auf einem Vorsprung der zuvor gedachten Hochebene, die sich auf der rechten Seite des Remsthales erhebt, 1/2 Stunde nordöstlich von Waiblingen, und hängt etwas gegen die Rems herab. Der Felsen, auf welchem das Dorf steht, zeigt gegen Südwesten Überreste ehemaliger Befestigung. Noch vor etwa 60 Jahren war es mit einer Mauer umgeben, wovon sich noch Spuren finden. Das gegen das Bad herunterschauende Haus heißt „in der Burg.“

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)