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1842 mit einem Aufwande von 4000 fl. den Thurm um einen steinernen Stock erhöhen und ihn mit Schiefer decken ließen. In kleiner Entfernung davon, außerhalb des Ortes, liegt der Begräbnißplatz. Nahe bei der Kirche steht frei und angenehm das von der Hofdomänenkammer zu erhaltende Pfarrhaus und das Schulhaus, dessen Baulast die örtlichen Kassen haben.

Die Markung ist die größte der Dörfer des Oberamtes; sie begreift 592/8 Morgen Gärten, 19501/8 Morgen Äcker, 379 Morgen Wiesen und 406/8 Morgen Weinberge. Es treffen also durchschnittlich 11 Morgen auf eine Familie. Im Jahr 1771 zählte der Ort nur 903 Einwohner. Weder die Zahl der Reichen, noch die der Armen ist besonders groß; der geringere Mittelstand herrscht der Zahl nach vor. Auf den Landbau wird zwar Fleiß verwendet, der Betrieb läßt aber noch Manches zu wünschen übrig. Die Brache wird größtentheils eingebaut, hauptsächlich mit Futterklee, Runkelrüben etc. Der Hanf wird auf eigens dazu zubereiteten Ländern gebaut und geräth sehr gut. Getreide, Hanf etc. kann nicht unbedeutend verkauft werden. Die Aussaat ist beim Dinkel 6 Simri, beim Roggen und Haber 3 Simri. Der Ertrag beim Dinkel in guten Jahren 8 Scheffel, Roggen 21/2 Scheffel, Haber 3 Scheffel. Die Wiesen sind ergiebig an gutem Futter. Obst kann auch ausgeführt werden; doch beschränkt es sich zunächst auf Mostobst. Der Weinbau wird allmählig, besonders bei dem nachwachsenden Geschlecht, zur Nebensache. Die meisten Weinberge liegen am Schönbühl. Ein Morgen erträgt 3 Eimer, nicht einmal mittlerer Qualität. Der größere Theil Weinberge liegt auf Korber und Neustadter Markung. Die Zahl der Ochsen ist hier absolut genommen die größte (S. 61). Der Rindviehschlag ist gemischt. Der Absatz an Vieh, vom Saugkalb bis zum Mastochsen, theils im Orte selbst, theils auf den Märkten bedeutend. Die Schafe sind Bastarde, den feineren sich annähernd. Es sind drei Schäfer im Orte, aber nur noch 10 Morgen Schafweide. Die Zahl der Gewerbe ist 104; darunter 1 Mahlmühle, 1 Ziegelhütte, 1 Ölmühle, 1 Handlung, 24 Leineweber, 10 Schuhmacher, 4 Fuhrleute, 6 Schmiede, 4 Schwefelschnittenmacher, 9 Maurer etc. Der Zipfelbach treibt hier die erste Mahlmühle. Der Absatz an selbstgefertigter Leinwand auf benachbarten Jahrmärkten ist auch von Bedeutung.

Die Parochie hat keine Filialien. Das Patronat stand dem Stifte Backnang zu, kam aber durch Tausch am 23. April 1807 an die Königl. Hofdomainenkammer, welche auch die Pfarrbesoldung reicht. An der Schule stehen ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe. Eine Industrieschule ist nicht vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)