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der Seite des Chors sind einige Grabdenkmale der Breuning zu Buchenbach und des letzten 1608 hier gestorbenen deutsch-ordenschen Commenthurs, Johann v. Gleichen; im Fürstenstand ein Stuckrelief, wahrscheinlich von 1698. Die steinerne Kanzel ist getragen von einem aus Stein gehauenen Pilger, umgeben von dem Heiland und den 4 Evangelisten (W. Jahrb. a. a. O.). Der Thurm ist niederer geblieben als die Kirche, welche übrigens für die große Pfarrgemeinde nicht mehr zureicht.

Die sogenannte Stadtkirche oder Bernhardscapelle, in der Stadt, 1713 nach der 1693 erfolgten Einäscherung der Stadt neu aufgebaut, hat einen häßlichen Thurm, faßt kaum die Hälfte so viel Menschen, als die Schloßkirche und bietet nichts Merkwürdiges dar. Beide Kirchen sind in ziemlich gutem Zustand und von der Stiftungspflege Winnenden, jedoch unter bestimmten Beiträgen der Filialien, zu bauen und zu erhalten. In der letzteren werden die Kinderlehren und Wochengottesdienste, in der Schloßkirche die Predigten gehalten. Die Wohnung des Stadtpfarrers liegt bei der Stadtkirche, das Diaconathaus nicht ferne davon; beide Gebäude hat die königl. Hofdomainenkammer, welche auch die Geistlichen besoldet, im Bau zu erhalten. In dem 1846 von der Stadt erbauten Schulhaus ist auch die lateinische und Real-Schule untergebracht. Dasselbe ist in dem engsten und schmutzigsten Theile der Stadt gelegen. Es soll hier zuvor das Beguinenhaus, (s. unten) gewesen sein, und das Volk will wissen, daß sich, wenn im nächsten Jahre guter Wein zu erwarten sey, in den Nächten vom Advent bis Weihnachten zuweilen ein stattliches Schwein in denselben sehen lasse.

Das Gebäude, worin sich seit 1831 das königl. Hofcameralamt befindet, steht in der Hauptstraße. Ebenso das stattliche Rathhaus. Der hofkammerliche Fruchtkasten, ein neues gut gebautes Gebäude, ist weithin sichtbar. Die Rettungsanstalt Paulinenpflege liegt am südlichen, die mit derselben verbundene Taubstummenanstalt am südöstlichen Ende der Stadt.

Was die Einwohner und Bevölkerungsverhältnisse betrifft, so hatte Winnenden mit Winnenthal am 3. Decbr. 1846 1595 männliche, 1696 weibliche, zusammen 3291 Angehörige, die, mit Ausnahme von 9 Katholiken, sämmtlich evangelischer Religion sind. Davon waren abwesend 543 und zufällig ebenso viele Fremde anwesend, weßhalb die Zahl der Ortsanwesenden dieselbe blieb. Im Jahre 1832, 1. November hatte die Stadt 3050


    und auf dem Holzmarkte soll noch im vorigen Jahrhundert eine diesem Heiligen geweihte Capelle gestanden haben.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)