Seite:OAWeinsberg 012.png

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Waldschluchten kommend sich am Fuß des Eierbergs südlich von Löwenstein vereinigen und die Sulm bilden. Unterhalb des Vereinigungspunkts wird sie zu einem kleinen Weiher geschwellt und setzt dort die Obere Mühle in Bewegung, fließt in nördlicher Richtung an dem Theußer Bad vorüber und treibt unterhalb desselben, wo sie abermals zu einem Weiher geschwellt wird, die Mittel-Mühle. Etwa 1/4 Stunde weiter thalabwärts bildet sie den nicht unbeträchtlichen Löwensteiner See, der in den 40ger Jahren zu 2/3 ausgetrocknet wurde, und treibt dort die See-Mühle. Etwa 1/8 Stunde unterhalb der See-Mühle nimmt sie eine nordöstliche Richtung an, die sie übrigens bald wieder in eine nördliche ändert, bis sie sich oberhalb Affaltrach schnell gegen Nordwesten wendet, welche Richtung sie an Affaltrach, Willsbach, Sülzbach vorbeifließend bis zu ihrem Austritt aus dem Oberamtsbezirk und sogar bis zu ihrer Einmündung in den Neckar bei Neckarsulm beibehält. Sie setzt außer den schon genannten noch eine Mühle bei Affaltrach, eine bei Ellhofen, so wie die Benzen- und Hasenmühle unweit der Oberamtsstadt in Bewegung. Ihr Lauf beträgt vom Ursprung bis zum Austritt aus dem Bezirk, bei einem mäßigen Fall, 4 Stunden. Die Breite des Flüßchens ist unbeutend und die Tiefe desselben mag von 5–10′ wechseln. Ihre mit Erlen und Weide bepflanzte Ufer sind im Allgemeinen ziemlich hoch, weßhalb sie auch selten aus ihrem Bett tritt, obgleich sie bei anhaltendem Regen oder bei Schneeabgang, wegen der sie umschließenden Höhen, bald anschwillt.

Das Thal der Sulm ist Anfangs sehr enge und zieht sich zwischen hohen, theils mit Wäldern, theils mit Baum- und Weingärten kultivirten Bergen bis in die Nähe der See-Mühle hin; hier verbreitert sich die wiesenreiche Thalebene, die Thalgehänge werden unbedeutender und gehen allmälig in leicht ansteigendes Ackerland über. Bei Affaltrach ändert sich der Thalcharakter, die Thalebene wird noch breiter und während auf der linken Seite leicht geneigtes Ackerland an dieselbe sich anlehnt, erhebt sich auf der rechten Thalseite eine Hügelreihe, deren südlich und südwestlich geneigten Hänge theils mit Ackerland, theils mit trefflichen Rebengeländen kultivirt sind. Der Charakter des Thals von Affaltrach bis zu seinem Austritt aus dem Bezirk ist sehr mild anmuthig und wird überdieß durch die längs des Thals ziehende frequente Landstraße, wie durch die freundlichen, einander nahe liegenden Dörfer sehr belebt und bietet so viele Abwechslung, daß diese Partie wohl die reizendste des Bezirks genannt werden darf.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 012. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_012.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)