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dem Decanathaus, der Apotheke, dem Postgebäude und dem Gasthof zur Sonne umschlossen. Vom Markte aus führen etlich und 80 ca. 12′ breite Staffeln, zu deren beiden Seiten das Diaconathaus, die 2 Gebäude für die lateinischen Schulen und eine deutsche Schule, sowie das Cameralamtsgebäude liegen, zur zu oberst stehenden Kirche hinauf. Ebendahin führt weiter östlich von der oberen Gasse aus eine schmälere Reihe von Staffeln.

Vorstädte sind keine vorhanden, ausser einigen Häusern vor dem ehemals unteren und vor dem oberen Thor, unter welch letzteren das neue Oberamtsgerichtsgebäude, der Gasthof zur Traube und etliche Privathäuser sind, namentlich das freundliche, kleine Wohnhaus des pens. Oberamtsarzts und Dichters Just. Kerner auf einer leichten Anhöhe, welche westlich durch das sog. grasige Hag auf die Burg, und nordöstlich mit der Poststraße durch die sog. Holdergasse in das Sulmthal hinab führt.

Vom unteren Markte aus ist seit 1844/45 mit Durchbrechung der alten Stadtmauer und Abbruch mehrerer alten Häuser, zu Umgehung des steilen Stichs beim Gasthof zum Stern, eine neue, ebene Straße nach Heilbronn angelegt. (Land- und Poststraße. S. u. Verkehrsmittel.)

Die früher, zu reichsstädtischen Zeiten hohe Stadtmauer umgibt die Stadt noch, wenn auch mit bedeutender Erniedrigung und Abtragung des ehmals bedeckten inneren Ganges[1], auf der ganzen Nordseite vom nordöstlichen Eckthurme an bis zu dem abgetragenen westlichen Eckthurm, genannt Wolfsthurm, an der Kirche, in dessen Nähe ein neueres, jetzt zugemauertes Bogenthörlein ist. Ziemlich in der Mitte zwischen Beiden, nahe bei der Kirche, stand ein seit 1806 gänzlich abgetragener fester Mittelthurm, in welchem noch im Februar 1725, bei dem Abbrennen des benachbarten Bandhauses (s. unten) das Weibergefängniß und über demselben die Wohnung des Schweinhirten war. Hier ist wohl das „Pförtlein“ zu suchen, durch welches im Jahr 1525 die von der eroberten Burg herabgekommenen Bauern unter Dionysius Schmid eindrangen. Das jetzt daneben befindliche sog. obere Feuerthor, ein Bogenthor, in dessen Nähe ausgewaschene alte Figuren sichtbar sind, gehört einer späteren Zeit, dem Ende des vorigen Jahrhunderts an.

Auf der Westseite der Stadt zieht sich die Stadtmauer, in der noch bedeutendsten Höhe und mit einigen inneren Strebepfeilern, von vorgedachtem Eckthurme (Wolfsthurm) an, von außen durch einen


  1. Der letzte noch stehende Rest davon wurde erst i. J. 1803 vollends abgebrochen.
Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_133.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)