Seite:OAWeinsberg 168.png

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Unter auswärtigen Berühmtheiten, welche wenigstens einer längeren Wirksamkeit nach Weinsberg angehören, verdienen – außer den genannten Predigern Schnepf und Geyling – Erwähnung der Theosoph Friedrich Christoph Ötinger (ein geborner Göppinger), welcher von 1752–59 zu Weinsberg Specialsuperintendent war, und der seit 1818 und noch allhier lebende Dichter und dämonologische Schriftsteller Justinus Kerner, von 1818–1850 Oberamtsarzt, ein geborner Ludwigsburger.


Affaltrach,


Gemeinde III. Klasse mit 990 Einw.; worunter 518 Evang. eine eigene evang. Pfarrgemeinde, 253 Kath. eine eigene kath. Pfarrgemeinde bilden (welcher die Katholiken von Eschenau, Höslinsülz, Löwenstein, Neu-Lautern, Scheppach, Lehren-Steinsfeld und Weiler zugetheilt sind) und mit 219 Israeliten, welche eine eigene Synagoge hier haben.

Affaltrach (von Affalter = Apfelbaum und Ach = Wasser abzuleiten) liegt 2 geom. Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt an einer ganz leicht ansteigenden Anhöhe des rechten Sulmufers, mit welchem hier noch unbedeutendem Flüßchen sich am Ort der von Weiler herkommende Schlierbach verbindet. Etwas bedeutender ist die Steigung desjenigen Dorftheiles, welcher an dem nach Eschenau führenden Vicinalsträßchen liegt.

Die südlich nach Weiler führende, gekandelte Vicinalstraße durchschneidet das Dorf und senkt sich am anderen Ende desselben wieder leicht gegen das Sulm- und Schlierbachthälchen hinab. Die Höhe über der Meeresfläche beträgt an der Kirchthurmsdachtraufe 769′ württemb., also 61′ mehr als die Mittelstraße von Weinsberg.

Gegen N.O. und S. ist das fruchtbare, freundliche Thälchen durch unweit gelegene hohe Bergrücken geschützt und nur in der Richtung der Sulm von S.O. nach W. etwas offener.

Unter den theilweise nicht unansehnlichen, sehr wenig mit steinernen Unterstöcken versehenen Häusern des Dorfes zeichnet sich aus das mit einem Hof und ummauerten Garten umgebene, noch jetzt das Malteserkreuz an allen Läden tragende, ehemalige Commenthurie-Gebäude am nordwestlichen Eingang des Orts – Schlößchen genannt, jetzt Eigenthum des Gutsbesitzers Fries – s. unten Gesch.

Auf einem jetzt freien, mit Akazien besetzten Platz in der Mitte des Dorfes, wo einst der Kirchhof war, rechts von obengedachter Vicinalstraße, steht die Simultankirche der evang. und kathol. Gemeinde.

Sie ist Eigenthum der evang. Gemeinde, deren Stiftungspflege auch die Baulast hat – subsidiär die Commende, resp. deren Rechtsnachfolger, der württ. Staat – und der Simultangottesdienst wurde

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)