Seite:OAWeinsberg 176.png

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Protector der Evangelischen s. o.) und der Johanniter-Commende der Simultan-Gottesdienst in der, der evang. Gemeinde gehörigen Kirche, eingeführt.

Juden waren (nach dem Visitations-Protocoll des Decans von Weinsberg vom J. 1747) im J. 1661 noch gar keine in Affaltrach. In der Mitte des 18. Jahrhunderts waren nach ältern Akten nur 9–12 hier ansäßig, welche sich zu denen von Eschenau hielten. Zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts wuchs aber ihre Zahl so an, daß sie nun eine eigene israel. Gemeinde bilden und sich 1851 eine eigene Synagoge erbaut haben.

In Folge des Tagesbefehls Kaiser Napoleons I. vom 19. Dez. 1805 nahm Württemberg auch den deutschordenschen[ws 1] Ort Affaltrach in Besitz, worauf die Bürger am 17. und 18. Oct. 1806 den Unterthaneneid leisteten. Im August und September 1807 wurde der Ort durch einen württemb. K. Commissär organisirt. Der damalige Ordens-Commenthur, Freiherr von Truchseß-Rheinfelden († 89jährig im Mai 1826 in Affaltrach), wurde vorerst nach den mit dem Johanniter-Großmeisterthum getroffenen Vereinbarungen, als K. Sub-Prior und Patrimonialherr noch belassen, im J. 1809 aber pensionirt, womit alles Patrimonialwesen völlig aufgehoben und Affaltrach mit einem eigenen Schultheißen dem Unteramt Löwenstein zugetheilt wurde. Mit Aufhebung der Unterämter 1817/18 kam es unmittelbar an das O.A. Weinsberg, wie es schon 1806 zum Decanatamt Weinsberg eingetheilt worden war.

Die Collatur der evang. und kath. Pfarrei ging in eben diesem Jahr an die Krone Württemberg über und steht dieser auch heut zu Tage zu.

Noch muß in kirchlicher Beziehung hinzugefügt werden, daß die politische Gemeinde Eichelberg seit unfürdenklichen Zeiten Filial von Affaltrach ist. (S. Eichelberg.)

Gefällberechtigt war zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 und erhielt in deren Folge an Ablösungskapitalien: die Staatsfinanzverwaltung 23.805 fl. für Zehnten; für andere Gefälle: die Stiftungspflege Affaltrach 37 fl. Weingefälle, dieselbe 75 fl. Weinzehnten; v. Weiler für Gefälle 4788 fl.; v. Hügel deßgl. für Gefälle 332 fl.; Gemeindepflege Affaltrach 57 fl.; Stiftungspflege Eschenau 10 fl. von Einzelnen.


Anmerkungen [WS]

  1. Gemeint ist hier wohl eher der Johanniterorden als der Deutsche Orden, vgl. den Rest des Eintrags zu Affaltrach.
Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)