Seite:OAWeinsberg 217.png

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Auf der andern oberen Seite des Kirchplatzes liegt die Ortskelter mit vier großen Bäumen und einer kleinen Presse, und über derselben das größere und kleinere Rathszimmer mit Ortsgefängniß.

Sonstiges Gemeindeeigenthum: Ein massives Gemeindebackhaus ist seit 1858 in der Mitte des Orts gegenüber dem Rathhaus erbaut; ein Armenhaus, mittelgroß, steht im obern Theile des Dorfs.

Gutes Trinkwasser liefern zwei öffentliche, laufende und drei Schöpfbrunnen, wie auch 3–4 Privatpumpbrunnen.

Brücken hat die Gemeinde zu unterhalten: im Ort: die obgedachte steinerne, zu Kirche und Schul- und Rathhaus führende, weiter oben eine hölzerne über den Ellbach; außerhalb des Dorfes: zwei steinerne gegen Lehrensteinsfeld gemeinschaftlich mit Steinsfeld, drei kleinere auf Feldwegen.

Die Einwohner sind größtentheils gesund und kräftig, von vielem Fleiß, Sparsamkeit und kirchlichem Sinn. Dr. Rösch fand dort 7 ältere Personen und 3 Kinder mit Kropf und Cretinismus behaftet. Auch Geisteskranke kamen in den letzten Jahren mehrere vor. Die Vermögensumstände der Mehrzahl sind gut, weil sie nicht blos vom Weinbau, sondern auch vom Ackerbau und der Viehzucht leben. Der größte Güterbesitz in Einer Hand beträgt ca. 30 Morgen, der häufigste 12–15 Morgen; ganz Besitzlose, höchstens mit 1/4 Land, sind es gegen 15 Haushaltungen. Bettler und die öffentliche Unterstützung in Anspruch Nehmende – insbesondere uneheliche Kostkinder – mögen es 10–12 Köpfe seyn.

Die ziemlich ausgedehnte, 1864 Morgen große Markung enthält 351 Morgen Gärten und Länder, 1064 Mrg. Ackerfeld, 215 Mrg. Wiesen, 205 Morgen Weinberge, wovon 11 Morgen zu andern Culturen verwendet sind, und 235 Morgen Waldungen.

Vorherrschend ist also die Landwirthschaft, welche mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften gut betrieben wird. Das Ackerfeld ist theils wellenförmig von der Thalsohle ansteigend, theils im Thalgrunde eben und hat einen fruchtbaren Boden aus Diluviallehm. Die besten Felder liegen zwischen Weinsberg und Ellhofen, Steinsfeld und Ellhofen.

Auf dem Ackerfeld kommen zum Anbau: Dinkel, Gerste, Haber, Einkorn, in geringerem Maaße Roggen, wobei der durchschnittliche Ertrag pr. Morg. an Dinkel auf 8–9 Scheff., Gerste 4–5 Scheff., Haber 4–5, Roggen ca. 3 Scheffel geschätzt wird.

In der ganz angebauten Brache werden Klee, Kartoffeln, Ackerbohnen, etwas Reps, Wicken und Erbsen, Runkelrüben, Flachs und

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)