Seite:OAWeinsberg 267.png

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(s. unten Reisach). Es ist hier die Gränze desselben diesseits des Mainhardter Waldes. Die Weinberge sind meist unter dem Niveau des Städtchens und nur ein Theil hat eine südwestliche Lage. Gleichwohl wird hier in besseren Jahrgängen ein sehr guter Wein erzeugt, der im Preise den Thalweinen nicht nachsteht. Bis vor wenigen Jahren hatte eine Privatgesellschaft einen Musterweinberg, in welchem bessere und haltbarere Rebsorten gepflanzt und den übrigen Weinbauern ein Beispiel gegeben wurde. Im Jahr 1859 wog der Most von Clevnern 92°, von Rißlingen und Traminern 83°, von Trollingern 81°, von reinem Rißling 80°, von der Nachlese 72°. Die Preise halten sich gewöhnlich denen im Thale – ziemlich gleich. Der Absatz geht in die Oberämter Backnang, Gaildorf, Welzheim und auf den Mainhardter Wald. Der Morgen erträgt durchschnittlich ca. 31/2–4 Eimer. Die Preise für einen Morgen Weinberg bewegen sich zwischen 250 und 600 fl.

Die Obstzucht ist beträchtlich, theils an der mit schönen Bäumen besetzten unteren Staatsstraße, theils in den vielen Obstgärten um das Städtchen herum. Es werden nicht nur die gewöhnlichen Mostsorten von Äpfeln und Birnen, sondern auch viele edlere Arten gepflanzt. Das hier gewöhnlich vorkommende spätere Blühen und die geschütztere Lage in den Thaleinschnitten geben hier zuweilen eine Obsterndte, wenn Frühlingsfrost sie anderswo zerstört hat. Bemerkenswerth ist auch das Vorkommen vieler schöner und großer Nußbäume am Bergabhang unter der Stadt. Auch süße Kastanien kommen vor. Was an Obst nicht zu Most verbraucht oder in den Keller eingelegt wird, findet seinen Absatz in die Umgegend. Eine Gemeindebaumschule ist nicht mehr vorhanden.

Rindviehzucht wird in bedeutender Ausdehnung getrieben. Es waren bei der jüngsten Aufnahme vorhanden: 294 Kühe, 144 Stück Schmalvieh, 63 Ochsen und Stiere. Es sind dieselben vom schwächeren Neckar- und Allgäuer Schlage. Die Nachzucht geschieht durch drei Farren. Die Unterhaltung von zwei derselben geschieht auf Gemeindekosten durch einen Bürger, der hiezu einige Morgen Wiesen und circa 130 fl. Geld erhält. Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend.

Auch die Schweinszucht ist beträchtlich. Es waren bei der letzten Aufnahme vorhanden: 7 Mutterschweine, aber kein Eber, 118 Mastschweine, 55 Läufer, zusammen 180 Stück. Was nicht in das Haus gemetzelt wird, findet reißenden Absatz bei den Metzgern des Orts und der Nachbarstädte.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)