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Taufstein und rechts auf einer steinernen, marmorirten Säule freistehend die Kanzel, auf welche eine gebogene Treppe von der rechts vom Chor angebrachten Sacristei führt. Das Hauptportal führt im Osten durch die Mitte des Thurmes in das Schiff der Kirche. Auf dieser Seite, gegenüber vom Chor, in der Höhe der unteren Empore, ist die recht gute Orgel angebracht, welche wenige Jahre später von der Gemeinde angeschafft wurde. Die zwei alten Glocken tragen die Jahrszahl 1638 und die Inschrift: Ludwig Gottfried, Graf von Hohenlohe und Herr von Langenburg. Die dritte ist ohne Jahrszahl und Inschrift.

Die katholische Kapelle ist am fürstlichen Schlößchen, das mit einer Mauer umfriedigt im südlichen Theile des Dorfes, an der zur Poststraße führenden Ortsstraße steht und vom standesherrlichen Revierförster bewohnt wird. Ziemlich alte Bauart. Großer Garten von 1 Morgen. Brunnen außen – 1 Rohr in den Schloßhof.

Der der ganzen Kirchengemeinde zugehörende im Jahr 1429 angelegte, im Jahr 1846 bedeutend vergrößerte, mit einer Mauer umgebene Friedhof liegt südöstlich vom Mutterort auf einer Anhöhe gegen die Haller Poststraße hin. Trotz dieser hohen und abhängigen Lage füllten sich die Gräber oft so mit Wasser, daß durch Ziehung eines Abzuggrabens geholfen werden mußte. Die Baulast liegt der kirchlichen Gemeinde ob.

Das im Jahr 1790 gebaute Pfarrhaus mit Pfarrscheuer liegt auf der äußeren Nordseite des Dorfes, ca. 100 Schritte von der Kirche, durch den Pfarrgarten davon getrennt mit sehr weiter, freundlicher Aussicht auf die nördlichen Theile des Kirchspiels und über das Brettachthal hinweg auf Maienfels und die dahinter liegende blaue Ferne. Die Baulast hat die Standesherrschaft.

Das alte Schulhaus, unterhalb der Kirche gelegen, hat durch den Abbruch der alten Kirche, auf der Ostseite des Thurmes, einen freien Vorplatz gewonnen, dient aber nur noch zur Wohnung für die Lehrer. Für die Schule selbst ist im Jahr 1843 ein eigenes einstockiges 54′ langes und 38′ breites Haus mit steinernem Unterstock im oberen südlichen Theile des Dorfes, zunächst der Ausgangsstraße gebaut worden, das zwei durch einen Öhrn getrennte geräumige Lehrsäle zu ebener Erde und einen dritten in der Mansarde hat. Die Baulast von beiden liegt der fürstlichen Grundherrschaft ob.

Das im Jahr 1840 neugebaute Rathhaus mit zwei Stationsgefängnissen zu ebener Erde, geräumigem Rathszimmer im zweiten Stock (vor dessen Fenstern während des Kirchenbaues ein hölzerner Balkon zum Predigen errichtet war) steht mitten auf dem Markte, beziehungsweise an der zum Viehmarkt dienenden breiten Ortsstraße.

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_295.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)