Seite:OAWeinsberg 340.png

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Der auch hier, wie fast überall, die Kirche umgebende Kirchhof, in welchen vom Dorf aus drei Thorstaffeln hinabführen, ist wegen seiner sumpfigen Lage schon seit langer Zeit verlassen und fast 1/8 Stunde von der Kirche entfernt, draußen auf einer kleinen Anhöhe, vor dem nordwestlichen Ende des Dorfes, zwischen Steinsfeld und Lehren, ein Gottesacker angelegt worden, der mit einer Mauer umgeben und durch eine gutsherrschaftliche Grabkapelle sehr verengt ist, so daß eine Erweiterung im Jahr 1859 vorgenommen werden mußte, wodurch jetzt hinlänglicher Raum geschafft ist. Die Grabkapelle wurde 1816/17 in modernem Style erbaut, ist vorne offen mit einer Vorhalle, und an der Seitenmauer stehen Grabdenkmale von vormaligen Gutsherren und Beamten.

Das ziemlich niedrige und engräumige Pfarrhaus, welches das geringe pium Corpus im Bau zu unterhalten hat, steht in geringer Entfernung von der Kirche an der Hauptortsstraße, mit einem kleinen Hofraume und Gärtchen zur Seite, und einer kleinen Scheuer im Hintergrunde, an welche ein größerer, bis an den See reichender Garten anstoßt, welcher der Herrschaft gehört und vom Pfarrer gepachtet ist.

Weiter oben, wo die nach Heinrieth führende Vicinalstraße von der Hauptortsstraße abbiegt, steht an letzterer die ziemlich hohe und breite Ortskelter mit vier Bäumen, in deren oberem Stocke das Rathhaus mit Zubehör und das Ortsgefängniß ist, zu welchen eine steile Stiege durch den Kelternraum emporführt. Auf dem Dach ist ein Thürmchen, sogen. Dachreiter, mit Uhr und Glocke. Das Gebäude, an welchem die Jahrszahl 1521 steht, ist Eigenthum der Gemeinde. Die Kelter gehörte früher der Gutsherrschaft, ist aber seit der Ablösung auch in das Eigenthum der Gemeinde übergegangen.

Das früher ganz nahe an der Südseite der Kirche stehende Schulhaus wurde im Jahr 1850 wegen Engräumigkeit und zum Theil Baufälligkeit verlassen, das vormalige gutsherrschaftliche Amthaus an der Hauptortsstraße im oberen Dorf von der Gemeinde zur Schulwohnung angekauft und im unteren Stock desselben wurden zwei helle, freundliche Lehrzimmer eingerichtet. Sowohl dieses, als das auf der anderen Seite der Straße liegende Wohnhaus eines größeren Güterbesitzers, sind mehr in städtischem Style aufgeführt und verblendet.

Am oberen, südwestlichen Ende des Dorfes steht, von der Ortsstraße durch Mauern und Ökonomiegebäude getrennt, in einem großen, gepflasterten Hofe, in welchen ein Staketenthor von der Straße aus einführt, das gutsherrschaftliche Schloß, ein

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_340.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)