Seite:OAWeinsberg 349.png

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öffentlicher Brunnen neben 5 öffentlichen und 5 Privatpumpbrunnen. Die Hauptquelle kommt von der Nordseite des Dorfes. Für Feuersgefahr kann die am Ort vorüberfließende Sulm geschwellt werden[.] Sog. Hungerbrunnen kommen nicht auf der Markung vor.

Der Menschenschlag ist mehr der kleinere, breite, gedrungene bei welchem der Cretinismus ungewöhnlich häufig vorkommt. Rösch fand hier im Jahr 1844 unter 488 Einwohner 15 Cretinen = 3,07 Procent. Bei vielem, angestrengtem Berufsfleiße kommt auch Trunkliebe nicht selten vor. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den besseren dieser I. Region. Ihre Haupterwerbsquellen sind Ackerbau, Weinbau und Viehzucht. Der begütertste Bürger besitzt circa 40–42 Morgen, der sog. Mittelstand, zu welchem die Mehrzahl gehört, 10–12 Morgen, der geringste Güterbesitz beträgt 1–11/2 Morgen. Ganz Besitzlose, die sich nur mit Taglohn nähren, oder die öffentliche Unterstützung in Anspruch nehmen, giebt es nur etliche Familien.

Die ansässigen Handwerker dienen nur den öffentlichen Bedürfnissen. Sonst sind von Gewerben zu nennen 2 Schildwirthschaften, 1 Schenkwirthschaft, 1 Krämerei und 1 Mühle an der Sulm mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang.

Der in den Niederungen hauptsächlich aus einem tiefgründigen Diluviallehm, an den Gehängen aus Keupermergel bestehende Boden ist recht fruchtbar. Das Clima ist mild bei der gegen Norden geschützten, gegen Süden offenen, niedrigeren Lage. Frühlingsfröste sind nicht häufig und Hagelschlag kommt selten vor.

Die im Ganzen nur 813 Morgen große Markung enthält: 18 Morgen Gärten und Länder, 388 Morgen flürlich und 11 Morgen willkürlich gebaute Äcker, 162 Morgen Weinberge, 123 Morgen durchaus zweimähdige Wiesen, 33 Morgen Laubwald, 18 Morgen Weiden, 8 Morgen Öde. Davon gehören dem Staate: 10 Morgen Äcker (Pfarrgut), 5/8 Morgen (Pfarr-) Weinberg, 3 Morgen (Pfarre) Wiesen; der Gemeinde: 4 Morgen Äcker, 32 Morgen Laubwald, 18 Morgen Waide und Öde; der Stiftung Weinsberg: 2 Morgen Wiesen, von der Gemeinde Sülzbach gepachtet und dem Farrenhalter gegeben.

Die Landwirthschaft wird in großer Ausdehnung, da das Ackerfeld den halben Theil der Markung ausmacht, und mit großem Fleiße betrieben. Der deutsche Wendepflug weicht immer mehr dem Brabanter. Auch die Walze findet Eingang. Zu Besserung des Bodens kommt neben dem Pförch Gülle und Gips in Anwendung. Von Getraide baut man vornehmlich Dinkel, Gerste, Haber, wenig Roggen (mehr

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_349.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)