Seite:OAWeinsberg 354.png

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man zu Gewinnung einer fahrbaren Straße über Affaltrach, Eschenau, Scheppach und Adolzfurth machen muß, 41/2 geom. Stunden von der Oberamtsstadt entfernt. Es liegt am nordwestlichen Fuße des Mainhardter Waldes und des davon vorspringenden Burgfriedens, in einem Seitenthale der Brettach, welches die hier aus den Schluchten des Mainhardterwaldes zusammenfließenden und 1/2 Stunde unterhalb des Dorfes in die Brettach ausmündenden 2 kleinen Bäche, der Hambach und der Bernbach bilden; tief unter der fast 11/2 Stunden südlich mit der Landstraße hinziehenden, Hochebene von Bernbach-Stollenhof, und unter den südöstlich emporstehenden Höhen vom Kreuzle und Steinknickle.

Das Dorf streckt sich an den Ufern der beiden Bäche und, da deren Rinsal ganz enge ist, an deren Anhöhen hin, besonders an der leichten Anhöhe, welche die Spitze zwischen den beiden Thaleinschnitten bildet. Das hier vereinte Thälchen ist nur gegen Norden offen, auf den übrigen Seiten aber von waldigen Bergvorsprüngen umschlossen.

Die vom Brettachthale her neuangelegte Vicinalstraße, welche das Brettachgebiet mit dem Burgfriede und Mainhardter Walde verbindet, zieht mitten durch das Dorf und steigt von hier nach Oberhambach, Kreuzle und Neuhütten hinauf.

Die auf einer der vorgedachten kleinen Anhöhen im Schatten einer hohen Linde liegende Kirche, früher eine bloße Kapelle, ist im Jahr 1653 um ein Stockwerk höher aufgeführt, im Jahr 1757 bis auf den Thurm und Chor niedergerissen und neu erbaut worden, wozu Quadern von der zerstörten Burg Hellmath (s. unten) beigeführt wurden. Über dem Hauptportal an der westlichen Giebelseite steht die Jahreszahl 1757. Sie bietet in ihrer Bauart mit ihren vier langen rundbogigen Fenstern auf der Süd- und Nordseite nichts Bemerkenswerthes dar, außer dem Römerstein, welcher an der Kirche eingemauert ist (vergl. VII. 4. A. u. S. 361 unten). Der mit einem Kreuzgewölbe gedeckte Chor mit spitzbogigen Fenstern im Osten, Süden und Norden, ist von einer kleinen Kapelle übrig, deren Altar – vor Stiftung einer eigenen Pfarrei – der Priester des Klosters Lichtenstern bediente. Jetzt dient derselbe zur Sacristei, von wo aus eine Stiege auf die in der Mitte stehende Kanzel führt. Über der Kanzel ist die noch jetzt sogenannte „alte Orgel“, eine kleine Empore, welche jetzt zu Kirchenstühlen benützt wird. Unter ihr ist der Altar, auf welcher zwei geschnitzte alte Standbilder zu beiden Seiten des kleinen Crucifixes stehen. Die Orgel ist der Kanzel gegenüber auf die Westseite versetzt. Der Thurm, dessen oberster

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_354.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)