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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Oswaldus Silcher, Namens des Domstifts an den Flecken ein Achttheil Garten, ungefährlich wie das unterzaindt gelegen hinter dem Kirchhof ab, um darauf ein Schulhaus zu bauen, wogegen Schultheis und Gericht versprechen, den Pfarrer, der 6 S. Vogthaber, welche auf dem Haus und Hofraiten und dem Garten des Pfarrers ruhten, so wie der Steuer zu entheben, die der Flecken darauf zu legen berechtigt ist. 1

Die Einwohner leben hauptsächlich von Weinbau und Obstzucht, haben jedoch auch Ackerbau und viele Wiesen. Im Ganzen aber ist die Markung im Verhältniß zur Bevölkerung sehr klein, und die Güter stehen daher auch in großem Werthe. Auf der Markung besitzt die königl. Hofkammer 36 Morgen, wovon ungefähr 22 Morgen dem Weinbau bestimmt sind. Die Äcker werden nicht zelglich gebaut, durch sorgfältige Benutzung der Jauche werden sie zu einem sehr hohen Ertrag gesteigert. Die Weinberge liefern gröstentheils ein vorzügliches Gewächs, und die Beispiele von verbessertem Weinbau, welche theils in den hofkammerlichen Weinbergen, theils in dem von der Centralstelle mit Rißlingen angelegten und neuerlich der Gesellschaft für Weinverbesserung überlassenen Musterweinberge gegeben worden sind, und bereits manche Nachahmung gefunden haben, tragen nicht wenig zur weitern Veredlung bey. Übrigens sind die Güter großentheils mit schweren Feudalabgaben belastet. Die ganze Markung, wozu auch der Ort Rotenberg gehörte, scheint, wie der umliegende Bezirk überhaupt, herrschaftliches, zu dem Schlosse Würtemberg gehöriges Eigenthum gewesen zu seyn, bis endlich dasselbe allmählich in die Hände der Pächter und Belehnten überging. So verlieh z. B. Graf Eberhard 1409 seine eigenthümlichen Güter und Weinberge, darunter 18 Morgen auf dem Mönchsberg, zu Erblehen gegen den dritten Theil des Ertrags. In späterer Zeit aber, 1670, wurden diese Güter den Besitzern von der Herrschaft selbst „gegen Erlegung einer gewissen Summa Gelts und Laistung anderwärtiger Satisfaction wieder abgehandelt“,

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)