Seite:OberamtEllwangen 043.jpg

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Bei der hohen Lage des Bezirks an der europäischen Wasserscheide fehlen naturgemäß große Niederschlagsgebiete und wasserreiche Flüsse. Dagegen finden sich zahlreiche klare Quellbäche, welche, genährt von weitgedehnten dunklen Tannenwäldern, mit raschem Gefäll thalabwärts stürzen. Die starke Bewaldung liefert besonders im Gebiet des Stubensandsteins konstant wasserreiche Quellen, welche den Wasserläufen in trockenen Zeiten sehr zugut kommen. Dies läßt sich schon aus den obigen spärlichen Messungen erkennen, denn wir finden „bei kleinem Wasser“ immerhin noch den schönen Betrag von

durchschnittlich 1,8 Liter per qkm und Sekunde

in den Flüssen vor. Von hohem Interesse ist hiebei die Ausnützung der kleinen Wasseradern im Dienst der Industrie durch das System der „Sammelweiher“, welches, neuerdings so viel besprochen, hier seit alten Zeiten seine Früchte trägt. Ein lehrreiches Beispiel bietet der Mühlbach im Gemeindebezirk Wörth, welcher an seinem Einfluß in die Rothach ein totales Niederschlagsgebiet von nur 7,48 qkm hat. Diese winzige Fläche liefert mit Hilfe einiger Sammelweiher das Triebwasser für 5 Mühlwerke: Ober-, Mittel- und Unter-Meizenmühle, Gaugenmühle und Pfladermühle. Daraus läßt sich entnehmen, daß mit Hilfe der Sammelweiher die Wasserkräfte des Landes noch einer großen Vermehrung fähig sind.


Die Thäler.

Entsprechend den drei Hauptgebirgsgruppen des Bezirks sind die Thäler gestaltet. Im Keuper tief und eng, in unzählige Schluchten und Rinnen auszweigend, und doch wieder in den Hauptsträngen gerade, oft sich beinahe entgegenziehend; so besonders das Thal der blinden Roth. Im schwarzen Jura (Lias) irren die Thäler seicht und in breiten ausdruckslosen Windungen fort. Der dritten Gruppe, dem braunen und weißen Jura, gehört eigentlich nur der Hauptfluß des Bezirks, die Jagst in ihrem oberen Lauf einige Stunden weit an. In ihrem obersten Lauf ein echtes seichtes Liasthal durchgleitend, wird sie von Lauchheim bis Westhausen von den hohen Bergstirnen des weißen Jura von Süden her umdrängt; von Westhausen bis Ellwangen fällt das Jagstthal zurück in seine ursprüngliche Art und zieht dann als ziemlich enges waldiges Keuperthal bis an den Nordrand des Bezirks.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)