Seite:OberamtEllwangen 054.jpg

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aus dem breiten grünen wasserreichen Thale der Wörnitz, einsiedlerisch dahinter die Felsenstirne des Hesselbergs.

Die Stadt ist fast noch dieselbe, wie sie der oben genannte vielbeliebte und vielbekannte Jugendschriftsteller Christoph Schmid, geb. zu Dinkelsbühl 1768, † zu Augsburg 1854, aus den Tagen seiner Kindheit beschreibt. (Vergl. Erinnerungen aus meinem Leben von Christoph von Schmid, Augsburg 1853).

„Dinkelsbühl liegt zwischen dem Ufer der Wörnitz und einer sanften Anhöhe, einem Hügel, auf dem sie zum Theil erbaut ist. Die reichen Wiesen des Thales sind unvergleichlich schön grün und der bläuliche Fluß, der dazwischen hinfließt, hat mich als Knaben, zumal wenn die Sonne darauf schien und auf seinen sanften Wellen unzählige Sternchen silberhell funkelten, immer ganz ungemein ergötzt. Die Stadt ist nach ehemaliger, alter Art befestigt, mit doppelten Mauern und mehr als zwanzig hohen Thürmen aufgemauert, mit Gräben und gewaltigen Wällen umgeben. – Das merkwürdigste Gebäude ist die große Pfarr- und Hauptkirche, nach altdeutscher, gothisch genannter Bauart aufgeführt. Schon auf das Gemüth des Knaben, der von der Baukunst noch nichts verstand, machte dieser majestätische Bau mit seinen vier und zwanzig hohen Säulen, von denen die drei gleich hohen Gewölbe des Mittelschiffes und der zwei Seitengänge getragen werden, einen tiefen Eindruck. O wie manche Stunde brachte ich auch außer der Zeit des Gottesdienstes in diesem ehrwürdigen Tempel zu!“

Mehr im Norden von der Hauptstadt Ellwangen, westlich und besonders östlich des Jagstthales, verdichtet sich der Wald zu großartigen Massen und düsteren schluchtartigen Thälern; hier liegt im Osten, ganz aus der Welt verloren, die noch aus dem 13. Jahrhundert stammende Kapelle des nun ganz abgegangenen Ortes Keuerstadt am Westfuße des in dichten Laubwald gehüllten Ellenberger Hornberges.

Im Westen bieten hier schöne stille Partieen die Waldweiher, wie bei Espachweiler, Klapperschenkel, Ohrsägmühle und Glassägmühle bei Rosenberg.

Im zweiten Theil des Bezirks, auf der Liashochebene, schweift der Blick weit über wogende Kornfelder hin an die schönen Einzelberge, Hohenbaldern und Ipf, auch hinein in das von Kalkhöhen fein umrandete Ries, in jene weite fruchtbare fast kreisrunde in blaulichem Duft schwimmende Aue, aus der einzelne hochgelegene Kirchthürme aufsteigen. Sehr große Ortschaften

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_054.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)