Seite:OberamtEllwangen 135.jpg

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die Waldarbeiten in Anspruch, die zum Theil nicht wenig Kraftanstrengung erfordern. Die Feldarbeiten verlangen weniger große Kraft als zähe Ausdauer und an dieser fehlt es nicht.

Große oder stämmige und kleine oder schmächtige, starke und schwächere Leute gibt es hier wie überall, der Durchschnitt ist die mittlere Statur. Wer eine Rekrutenmusterung gesehen hat, der wird kaum mehr bestreiten, daß auch der ländlichen Jugend zweckmäßige Turnübungen ganz zuträglich sein müßten.

Übergehend zur Ernährung werden wir erwarten dürfen, daß in der einstigen Hauptstadt eines geistlichen Fürstenthums, in der Stadt Ellwangen, man nicht schlecht ißt und trinkt. Der erste Gruß gebührt dem trefflichen Roggenbrot, das auch in weiteren Entfernungen bekannt und begehrt, mit regelmäßigen Sendungen seinen Weg dahin gefunden hat. Und sonst noch hat der Brotesser reiche Auswahl. Da gibt es zuerst zum Frühstück Milchbrot, Bretzeln, Hörnlein und Zöpfe, dann Tafellaibe, Kapitelbrot, Studentenküchlein, weiße gerissene und rothe Wecken, Kernkipf, weiße und schwarze Kipf, Kümmicher, Laugenbretzeln, Laugenwecken, auch Seelen und Schneckennudeln u. s. w. Und gar an der Kirchweih, da ißt alle Welt Kirbekuchen und Krapfen, so viel der Magen fassen kann, und dann gibt es sonst gar kein anderes Gebäck.

Auch draußen in den Dörfern liefern die Bäcker meist recht gutes Brot. Der sonderbare altwürttembergische Brauch, das Brot ungesalzen zu backen und zu essen, ist hier unbekannt.

Auch die Ellwanger Würste erfreuen sich weithin wohlverdienter Anerkennung. Aber die besten Mastochsen, die der rinderreiche Bezirk erzeugt und ernährt, wandern in die Ferne, und den Werth gemästeten Hammelfleisches weiß der Pariser besser zu schätzen und zu bezahlen; der Heimat, wo man die Heerden weiden sah, verbleiben die abgängigen Schafe und Hämmel.

Bei der Landbevölkerung ist die vegetarianische Lebensweise vorherrschend, nicht einer Theorie zulieb, sondern nach der Regel: man nehme, so man hat. Das hausgebackene Brot, meist mit Sauerteig bereitet aus Roggen, manchmal mit Zusatz von Gerste oder Kernen, auch Kartoffeln, in runde Laibe geformt, ist kräftig aber schwer verdaulich. Ein runder Laib mit 40 cm Durchmesser und 5–6 kg Gewicht kann kaum ganz und gleich durchgebacken sein. Zweck des Brotbackens ist, wie alles Backens und Kochens, der Magenverdauung vorzuarbeiten, darum wird

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)