Seite:OberamtEllwangen 136.jpg

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vom Brot die Rinde am besten verdaut. Nützlicher wäre es, kleine oder lange schmale Laibe zu backen, man bekäme mehr Rinde und besser durchgebackenes, besser zu verdauendes Brot.

Außer dem Brot sind eine Hauptnahrung die aus weißerem Mehl auf dem Herd oder im Stubenofen für den jedesmaligen Gebrauch gebackenen „Nudeln“. Die vor Zeiten üblichen Habersuppen des Frühstücks sind verschwunden, seit der Haber als Pferdenahrung im Preis gestiegen ist, jetzt meist ersetzt durch Mehl- oder Brotsuppen. Aber auch der „Kaffee“ findet mehr und mehr Eingang, doch der Stoff zu dieser Brühe ist zum größten Theil auf deutschem Boden gewachsen und von deutscher Industrie der Menschheit zum Genuß dargeboten. Zum Mittagessen, hauptsächlich Mehlspeisen, dienen als Zugabe im Winter Sauerkraut, im Sommer Salat, auch sonstige Gemüse, hie und da auch gedörrte Zwetschgen.

Eine wichtige Rolle spielt Milch, süß und sauer, und die Kartoffel. Bemerkenswerth ist die Art ihrer Verspeisung. Die Kartoffel als Zugabe zu andern Gerichten zu verwenden, wozu sie so gut sich eignet, das ist nicht der Brauch, das käme den Leuten sonderbar vor. Manchmal werden aus den Kartoffeln mit Milch gebackene Nudeln bereitet, oder kommt zum Nachtessen zu den gesottenen Kartoffeln Milch oder eine Suppe, gewöhnlich wird eine Schüssel voll gesottener Kartoffeln geschält, und damit wird dann der Magen voll gestopft. Da von aller stärkmehlhaltigen Nahrung (auch Getreidemehl) in der Regel ein Theil des Stärkmehls unverdaut abgeht, so kann es nicht fehlen, daß von der so genossenen Kartoffelmasse nur ein Theil wirklich als Nahrung dient. Ob von dem mit der Steuer von vierhundert Prozent des natürlichen Werthes belasteten Kochsalz der richtige Zusatz den Kartoffeln gewöhnlich beigegeben wird, muß bezweifelt werden. Sieden der Kartoffeln in Salzwasser kennt man nicht. Reissuppe wird für Kranke und sonst bei besonderen Anlässen gekocht, Kochgerste und Gerstensuppe kennen die Wenigsten. Wenn man für einen Kranken Gerstensuppe anräth, so wundern sich die Leute, wie man das angreife, aus Gerste eine Suppe zu machen.

Aber mit ausschließlicher Pflanzenkost geht es doch nicht. Rindfleisch oder Kalbsbraten wird bei besonderen Anlässen, Hochzeiten und dergleichen, genossen, und dann recht massenhaft. Fleischnahrung ist aber dem Ackerbauer nicht die wichtigste, er bedarf des Fettzusatzes, besonders zur Arbeit im Freien, in

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)