Seite:OberamtEllwangen 153.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

– Wirklich hatte ein Adelmann, aber nicht Wilhelm, um 1510 einen Knecht in Stimpfach erschlagen. – Nach der Burg zu Rechenberg ritt Wilhelm der Wilde oft spät in der Nacht von Hall heim, nachdem er lange beim Wein gezecht hatte. Einmal fuhr das Muotesheer hinter ihm her. Den Schluß bildete ein schwarzer Reiter in grünem Kleid mit zwei Pferden, von denen er eines ritt, das andere mitführte, Wilhelm fragte, wem das Roß gehöre? Einem gewissen Wilhelm von Rechenberg, dem Wilden, der wird eben auf diesem Roß über ein Jahr in der nämlichen Stunde in den Höllenabgrund fahren. Wilhelm erschrack, ritt schnurstracks nach Ellwangen, klagte dem Abte die Sache, vermachte all sein Hab und Gut dem Kloster um seines Seelenheils willen und wurde des Klosters Marschalk. Es war der letzte Rechenberger – Diese Sage, mit dem altgermanischen Götterglauben sich berührend, spiegelt zugleich die schweren Konflikte Wilhelm Adelmanns auf Rechenberg um 1490 mit dem Propst zu Ellwangen wieder.

Das Mē- oder Nēbach-, auch Ebach-Weible. Die alte Jagstbeckin soll sich zur Zeit der Erbauung des hiesigen Jesuitenkollegiums mit den Patres verfeindet und ihnen auch nicht auf dem Todtenbette verziehen haben. Ihr Geist, der nach ihrem Tod im Haus rumorte, soll in den Mebacher Wald getragen worden sein. Wenn den über den Mebach führenden Steg (auf dem Fußweg nach Pfalheim) ein Betrunkener überschreiten wollte, zog ihn jene Nixe in das Wasser hinunter. Man soll oft gehört haben, wie sie im Bache plätscherte. Auch sollen Leute, welche nach dem Abendläuten durch den Wald gingen, irre geleitet worden sein. (Vergl. damit Birl. Volksth. I, 66 f.)

Geistergeschichte. In der Behausung des Statthalters in der Spitalstraße, jetzt Heinle’sche Bierbrauerei, soll im obern Stock Nachts nach der 12. Stunde alles beleuchtet gewesen sein. Auf der Straße soll man gehört haben, daß es da oben sehr lebhaft zugehe und doch war bekannt, daß der Hausbewohner verreist und in demselben sich niemand befand. Der Nachtwächter, der einige Zeit die Sache beobachtete und dem sich noch mehrere Personen zugesellten, welche ebenfalls wußten, daß in dem Hause z. Z. niemand wohnte, machte die Anzeige davon bei dem Kapitel-Amtmann. Dieser habe sich bewaffnet, sei mit dem Nachtwächter und einem Schlosser, der die Thüre öffnete, in das Haus und in den oberen Stock. Als eben der Schlosser die Thüre aus den Angeln gehoben und geöffnet, habe man ein Geräusch gehört, wie wenn man Lichter ausblase. Auch soll ein Qualm aus der Thüre gedrungen, sonst aber nichts mehr gehört und gesehen worden sein.

Ehe Jemand stirbt, erhalten die Angehörigen, auch wenn sie entfernt sind, ein Vorzeichen oder einen Vorboten des Todes. Sie hören z. B. ein dreimaliges Klopfen, ein dreimaliges Schellen am Haus, ohne daß jemand zu sehen ist, hören dreimal ihren Namen rufen, oder sehen bei Nacht einen Lichtschein durchs Zimmer fahren. Andere Zeichen sind, wenn der Fußboden, Tische oder Schränke krachen (knällen), wenn ein Glas von selbst verspringt, ein Bild von der Wand fällt und dergl. Man nennt dies das „Verzeigen“. – In Tübingen, Unterkochen, Ellwangen und sonst hört man eine Sackuhr in der Wand gehen, wenn ein Angehöriges sterben wird. Das ist das „Todtenührle“. Auch sagt man in der Gegend von Ellwangen „das Erdschmidle

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)