Seite:OberamtEllwangen 157.jpg

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daß man ihnen sagt: „Sei still, oder die Brechhöldere kommt und nimmt Dich mit!“ Man gebraucht diesen Namen auch sonst wohl für ein altes wüstes Weib. In B. kennt man neben Brechhöldere auch die Form Brechhölzere, und versteht darunter dasselbe furchtbare Weib, das die ungezogenen Kinder holt. (Meier, S. 45.)

Bei B. hielt sich ehedem ein Geist auf, den man Huonzel oder Kuonzel, den Konradle, nannte; derselbe spukte besonders im Hirtengarten, – Da hatten sich einmal mehrere Burschen in einem Gartenhause zusammengesetzt und spielten Karten; einer aber, der ein muthwilliger Knabe war, spielte nicht mit und ging indeß hinaus und befestigte eine Nadel an einem Stecken, öffnete dann die Gartenthür ein wenig und stach mit der Nadel die Spieler, indem er jedesmal sagte: „das hat Huonzel gethan.“ – Nachher begab er sich zu seinen Kameraden. Als diese ausgespielt hatten, gingen sie unangefochten zur Thür hinaus; jener Stupser aber war zufällig der letzte. Wie der heraustrat, packte ihn mit einem Male Huonzel, zog ihm im Nu die Haut über die Ohren, daß er mausetodt war, und breitete sie über das Dach des Gartenhauses aus. Dann schrieb er mit einem seiner Finger auf die Haut: „dies hat Huonzel gethan“. (Meier, S. 87 f. Seinen eigentlichen Sitz hat der Kuonzle auf dem Einkorn bei Hall s. Meier, S. 147 f. und OA.Beschr. Hall, S. 256 f.)

Bühlerzell. Zwischen hier und Kottspiel sei vor etwa 20 Jahren ein Geist, Rechberger genannt (s. S. 152) erschienen und habe die Leute Nachts irre geführt. Auf dem Roßberg will ein Schäfer nächtlicher Weile wandelnde Lichter gesehen haben.

Durchs Bühlerthal zog das Muotisheer ehemals sehr oft, voraus ein Engel, der schrie immer:

Aus’m Weg, aus’m Weg.
Daß Niemand beschädigt werd.
 (vergl. Birl. Volksth. 1, 36.)

Jagstzell. Eine unverbürgte Sage geht, daß ein altes Kloster im Walde Steinhaupt, nordöstlich vom Ort, gestanden habe, welches durch einen unterirdischen Gang mit der Kirche in Verbindung gewesen sei. In der Nähe von Steinhaupt ist in den Jagstwiesen ein Gumpen (kleiner See) von dem heißt es, daß ein Heuwagen mit Roß und Mann der am Kilianstag (früher Feiertag in der Heuernte) Heu eingeführt habe, versunken sei. Der Gumpen ist sehr tief, hat grünes fauliges Wasser, die Größe und Form eines Wagens mit Bespann. (vergl. auch OA.Beschr. Crailsheim, S. 116.)

Keuerstadt. Das wilde Heer fuhr einmal über Keuerstadt hin am Hofe des Brandjokele, des fürstlich Ellwangischen Jägers, vorbei, der im Walde Hinterbrand einen solchen bewohnte. Stimmen aus dem fahrenden wilden Heer riefen den Jäger mit Namen, der Antwort gab. Kaum that er das Maul zu, schon hing ein halber Menschenleib an seiner Thüre, wo er aus und eingehen mußte. Konnte also lediglich nicht hinaus; ein glostender Kohlenhaufen ging darüber zu Grunde. Der fette halbe Menschenleib blieb an seiner Thüre hängen, bis Morgens von der benachbarten Kapelle das Ave ertönte; da war alles weg. (Birl. Volksth. 1, 31 f.)

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)