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habe. Die Leute bekamen Furcht und Schrecken, gingen in’s Bett und ließen das Licht auf dem Tisch brennen.

Um Mitternacht kommt in R. zu gewissen Zeiten ein Weiblein ganz klein mit gewaltigen Holzschuhen, mit denen es poltert und schlurft, daß mans im Orte deutlich hören mag. Geht an den Brunnen, fängt an Wasser zu pumpen, schlägt die Ärmel wohl auf und hat blos ein Unterröcklein an. Dann geht’s an ein Waschen über Hals und Kopf. Jetzt ist Wäschweiblein schon lang nicht mehr gekommen. (Birl. Volksth. 1, 67).

Auf Röhl. Markung stieß mal der Regenbogen auf eine Wiese auf. Eine alte Gänsehirtin sah’s, lief was sie konnte; bis sie hinkam, war der Regenbogen schon weit fort im Ellwanger Feld drinnen. Sie fand aber ein goldenes Regenbogenschüsselein mit einer Vertiefung von der Größe eines kleinen Fingers. Man wollt’s ihr oft und theuer abkaufen, bot ihr sogar eine Karolin, weil man fest glaubte, in einem solchen Schüsselchen stecke Glück genug. (Birl. Volksth. 1, 197.) Ein schwarzer Hund wird an der Rothbrücke oft gesehen.

In Erpfenthal hörte einmal eine Frau das „wilde Heer“ mit großem Geschrei über das Dorf hinsausen und rief: Gebt mir auch etwas ab von eurer Jagd!“ Darauf wurde ihr ein Gaisfuß ins Zimmer geworfen, worüber sie nicht wenig erschrack. (Meier, S. 139.)

Killingen. In der Nähe des Hornbergs, im jetzigen Wald Sauhagen, geht der „grüne Jäger“. Man sieht ihn gar oft; er gräbt immer mit Schaufel und Haue, aber bringt kein Stäubchen Erde weg. Er scheint übrigens nicht allein zu sein, sondern zum wilden Heer zu gehören. Wenn die Schuß- und Jagdzeit eintritt, so reviert er mit seinen Gesellen und Hunden, daß es ein Graus ist und alles ihm ausweicht. Aber nicht blos im Walde ist er; er kommt auch heraus und jagt durch die Luft. Da fürchtet ihn niemand; an sein Erscheinen gewöhnt man sich. Ein freches Bäuerlein erlaubte sich einstmals einen Scherz mit ihm. Als er Nachts beim Mondschein durch die Luft jagend am Hofe vorbeizog, machte das Bäuerlein das Fenster auf und rief ihm zu: Du jagst immer, hast nicht auch einen Hasenfuß für mich? Sieh! auf einmal fühlte das Bäuerlein was an der Hand. Seine Tochter zündete schnell ein Licht an auf dem Tische. Die Tischlade stand aber noch offen. Als er’s beim Licht betrachtete, war es wirklich ein Hasenziemer. Vor Schrecken ließ er selben in die Tischlade fallen. Und seitdem bringt man mit keiner Gewalt diesen Hasenziemer mehr heraus. – Nicht weit vom Walde liegen zwei alte Höfe, Forst und Vogel. Da erscheint er öfter, geht, ohne daß sich Jemand an ihn kehrt, an den Herd, nimmt einen Span, zündet sein Pfeiflein an und geht ruhig seinen Weg bei der Thür hinaus. Dann schreit er wieder aneinander: Ho, ho! Ho, ho! Ho, ho! bin auch schon wieder do! Manchmal sieht man ihn ohne Kopf; ein ander mal erscheint er als Gaul. (Nach Birl., Aus Schwaben 1, 329 ff.)

Rosenberg. Wenn zu Jakobi das Fest des Schutzheiligen der Kirche auf dem Hohenberg gefeiert wird, so sieht man genau zu, wie hoch das Wasser in dem an der Kirchhofsmauer befindlichen tiefen Brunnen steht. Ist es sehr tief drunten, so kommt ein theures Jahr; ist es aber hoch und der Brunnen voll, so daß man fast mit der Hand schöpfen kann, so gibts eine gute Ernte und alles wird wohlfeil. Man

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)