Seite:OberamtEllwangen 210.jpg

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Vieh aller Art mit dessen Produkten, namentlich Schmalz und Käs, gebe, und wenn vom Ries dessen guter Kornbau vorangestellt ist, so gilt das alles heute noch, denn noch liegt im Virngrund (d. h. in den Ellwanger Bergen) nach seinen natürlichen Verhältnissen außer dem Wald im Gras (den Wiesen) und in der Viehzucht mit ihren verschiedenen Erzeugnissen und Werthen der Schwerpunkt seiner natürlichen Produktion, wie das Ries (mit der Juraterrasse) mit seinen Pferden und seinem reichen Boden heute noch die vorwiegend Ackerbau treibende Landschaft, die Kornkammer vieler in Beziehung auf Getreidebau minder begünstigter Gegenden, wie gleich des Virngrunds, heute noch das berühmte Land der Gänsezucht und Schweinehaltung, an Wald aber arm ist. 1

Wenn von dem Virngrund endlich hervorgehoben ist, daß er gut Fisch und viel Weiher habe, so ist das in früherer Zeit eine Spezialität dieser an Wasser und kleinen Thälern reichen Landschaft gewesen. Obgleich diese künstlich angelegten Weiher über die ganze Landschaft verbreitet waren, so waren sie doch am zahlreichsten in der Nähe von Dinkelsbühl, von welcher an der Wörnitz gelegenen Stadt bei Sebastian Münster gesagt ist, daß sie so viel Weiher in ihrem Gebiete („vnder jr“) habe, als Tage im Jahr sind, sehr zahlreich aber auch an der Jagst, indem auf der großen, von dem fürstl. Ellwangischen Landbaumeister Prahl 1746 herausgegebenen, in ergötzlicher Verquickung perspektivisch-malerischer und topographischer Aufnahme gezeichneten Karte des Fürstenthums von dem Ursprung der Jagst bei Walxheim an bis zu deren Austritt aus dem Fürstenthum bei Stimpfach an diesem Fluß und seinen Nebenflüssen und Bächen nicht weniger als 98 Weiher angegeben sind. Da es, nachdem die meisten dieser Weiher seit Anfang dieses Jahrhunderts trocken gelegt worden sind, nach den meistens heute noch vorhandenen Dämmen zu schließen, früher eine weit größere Zahl von Weihern gab, als welche auf der Prahl’schen Karte angegeben sind, so scheinen diese Weiher in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts noch namhaft vermehrt worden zu sein. Wie dieselben in erster Linie wohl Sammelweiher für laufende Werke, insbesondere die zahlreichen Sägmühlen der waldreichen Gegend, gewesen sein mögen, so haben sie auch – viele sogar ausschließlich – der Fischzucht gedient, die in einem geistlichen Fürstenthum wie Ellwangen, wo alles katholisch war und wo es neben zahlreichen Beamten eine so große Zahl von Klerikern gab, zumal zu einer

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)