Seite:OberamtEllwangen 225.jpg

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der Erzeugnisse errichtet, welches in allen Theilen den neuesten Fortschritten landwirthschaftlicher Baukunst entspricht. Indem er hiebei die in der Gegend bis dahin völlig unbekannte Giebeleinfahrt für geladene Wagen anbrachte und unter Benützung der vorhandenen Wasserkraft der Jagst durch eine Turbine diese Kräfte für alle möglichen Zwecke des Betriebs nutzbar machte, hat er damit ein um so erwünschteres Vorbild aufgestellt, als die altfränkischen Gebäulichkeiten des Lehr- und Mustergutes, des Ellwanger Schloßgutes, sehr unzweckmäßig sind und der beschränkte Raum an der Stirne des Schloßbergs, an welcher die Gebäulichkeiten innerhalb des Burgfriedens alter Befestigungswerke stehen, eine wesentliche Umgestaltung zum Besseren nicht gestattet.

Wie man im Ellwangenschen auf das Futterschneiden schon aus dem Grund von jeher viel gehalten hat, um mit Hilfe desselben bei der Fütterung möglichst viel Stroh anzubringen, so hat keine landwirthschaftliche Neuerung so raschen und allseitigen Beifall gefunden, wie die Einführung der Häckselschneidmaschine theils mit Hand- theils mit Göpelbetrieb. Leider ist dadurch einem Übelstand in der Ellwanger Viehhaltung, die in der Regel zu geringhaltig füttert, Vorschub geleistet worden, indem die allzu reichliche Strohreichung jetzt nicht mehr an der mühseligen Arbeit des Futterschneidens auf dem Strohstuhl ihre Grenze findet.

Wie die Wiesen in der württemb. Landwirthschaft überhaupt eine große Rolle spielen, so stehen sie auch im Ellwangenschen und insbesondere in den Ellwanger Bergen mit Recht in großem Ansehen.

Wenn Viehzucht und Gras in dieser wald- und wasserreichen Landschaft mit ihren zahlreichen und starken Niederschlägen und ihrem graswüchsigen Boden mit Recht als die Grundlagen des landwirthschaftlichen Betriebes gelten, so wird die den Fortschritten der Zeit entsprechende Form des Grasbaues auf den Wiesen, welche seit Abschaffung des Weidgangs für Rindvieh und Einführung der Stallfütterung vielfach an die Stelle des natürlichen Weidelandes getreten sind und aus ihm sich heraus gebildet haben, ohne Zweifel die richtige sein, zumal in einer Zeit, da das Ausland im Getreide viel empfindlicher konkurrirt, als im Vieh und dem Hauptfuttermittel desselben, dem Gras und Heu. Wenn dies auch ebenso für den Futterbau auf dem Felde spricht, so hat doch dieser im nothwendigen Wechsel mit Halmfrüchten einen manchmal über Wunsch vermehrten Getreidebau zur Folge, welcher unter den gegebenen Verhältnissen weniger rentabel ist, als der ständige Futterbau auf den Wiesen, und so kommt es denn auch,

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)