Seite:OberamtEllwangen 241.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

standen“, hatte dies mehrfach mißliebige, der guten Absicht der getroffenen Anordnung gerade entgegengesetzte Folgen: der ungemein große Bedarf an Bäumen war in durchaus guten Exemplaren gar nicht zu beschaffen, die erzwungene Neuerung, nun auch an Vizinalstraßen in vielfach fehlerhaften Lagen Obstbäume zu pflanzen, erzeugte Mißstimmung und Widerwillen, und die Folge war, daß diese Pflanzungen theils durch die Ungunst der natürlichen Verhältnisse, theils durch mangelnde Pflege, ja absichtliche Beschädigung schon nach wenigen Jahren größtentheils wieder verschwanden. Freilich ist und bleibt es mit diesen Obstbaumpflanzungen im rauhen Klima und armen Boden, insbesondere an Straßen, eine schwierige Sache: bei der Bestellung des Feldes hinderlich und nur bei größter Sorgfalt vor Verletzung durch Geräthe und Arbeitsthiere zu bewahren und damit am Leben zu erhalten, sind diese Straßenbäume, namentlich in einer Gegend, in welcher es noch wenig Obst gibt und wo man das Obst (im Ellwangenschen bezeichnend genug Gripse oder Gripsich genannt) mehr oder weniger für eine freie Gabe der Natur hält, wie die Beeren des Waldes, mehr als irgendwo anders dem Diebstahl, und wo das Rindvieh noch auf die Weide, wenn auch nur die Herbstwiesenweide, getrieben und im sog. Einzelhüten nur von Kindern beaufsichtigt wird, der Beschädigung durch das Weidevieh in hohem Grade ausgesetzt. Dazu kommt, daß dergleichen Verletzungen, welche im milden Klima leicht verheilen und überwallen, im rauhen, wie im Ellwanger, sehr viel empfindlicher, ja in vielen Fällen tödtlich werden, wie denn auch trotz der verhältnismäßig günstigen Lage des Schloßgutes, um den Bestand von 1055 Stück in den 30 Jahren 1843 bis 73 gepflanzter Bäume zuweg zu bringen, mindestens die doppelte Zahl seiner Zeit hatte gesetzt werden müssen. Eine Erschwerung des Obstbaus im Bezirk liegt auch in den häufigen heftigen Stürmen, welche junge und alte Bäume beschädigen, wie denn auch die meisten älteren, namentlich die ihrer Natur nach flacher wurzelnden Apfelbäume vom Westwind gegen Osten abgetrieben sind. 1

Einen wirksameren Anstoß zu neuen Obstbaumpflanzungen und besserer Pflege derselben, freilich weniger an Straßen als in den Hausgärten und auf sonst nahe gelegenen Grundstücken, gab ein in den fünfziger Jahren eingetretener Umschwung in der Obstbenützung. Wenn früher das in der Ellwanger Gegend gewachsene Obst außer dem, was man einkellerte, ausschließlich zum Dörren

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)