Seite:OberamtEllwangen 491.jpg

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Streben der früheren Regierung hin, die Unterthanen in ungestörter Ruhe und von ihrem Willen abhängig zu erhalten, wobei auf die intellektuelle Ausbildung und die Anstrengung der geistigen Kräfte derselben kein Werth gelegt worden sei, klagen namentlich auch über den schweren Druck, der in Folge des Lehensverbands auf dem Lande gelastet und welchem gemäß dem Bauern schon beim Gutsantritte das Betriebskapital unter dem Titel Bestehhandlohn entzogen, nach seinem Tode 1/3 des Gutswerths dem Lehensherrn wieder zugefallen sei. Doch fanden sich solche Verhältnisse jedenfalls hier nicht allein und wird auch anerkannt, daß, freilich in Folge obigen Systems, die Regierung durch jährliche Holzabgaben, durch Unterstützungen und Nachlässe bei Unglücksfällen dafür gesorgt habe, daß der Bauer ohne besorgnißvolle Blicke in die entfernteste Zukunft nach der Weise seines Vaters behaglich habe fortleben können. – Im Allgemeinen gilt eben sicher auch von diesem geistlichen Staate dasselbe, was von den anderen, daß er sich überlebt hatte, und noch in der S. 528 genannten Schrift Leonhards (II. 24 vergl. auch S. 10) wird zugegeben, daß die Herren des Stifts „als leicht entbehrliche Inhaber einer leicht verschwindenden Korporation“ abtraten, da sie nicht durch Leistungen und Wirksamkeit einem wesentlichen Bedürfnisse der Kirche, des Volks und des Landes entgegenkamen und darin wurzelten. 1

Was wissenschaftliche Bedeutung betrifft, so ist in der Karolingerperiode Ellwangen das einzige im nunmehrigen Württemberg gelegene Kloster, welches wegen solcher Leistungen erwähnt werden kann, indem ihm als Mönch, nach mehrfacher, übrigens nicht sicherer Annahme als Abt Ermenrich angehörte, der Schüler der berühmtesten Lehrer seiner Zeit zu Fulda, Reichenau und St. Gallen, selbst bedeutender als hervorragender Vertreter der Gelehrsamkeit, denn als Schriftsteller. Er verfaßte die wenig gehaltreichen Lebensbeschreibungen des heiligen Sualo oder Sola, des Gründers von Kloster Solenhofen im Fränkischen und des Stifters seines eigenen Klosters, Hariolfs, dürfte aber auch an der Lebensbeschreibung des heiligen Magnus (übrigens nicht in der uns noch erhaltenen legendenhaften Fassung derselben) Antheil gehabt haben. Von größerem kulturgeschichtlichem Interesse ist sein Brief an den Erzkaplan König Ludwigs des Deutschen, Grimold, welcher sich über die verschiedensten Gebiete des Wissens verbreitend und mit allen möglichen gelehrten Citaten gespickt, in kleinem Rahmen ein Bild

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_491.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)